Kommentar Müll und Maß

BONN · Man darf gespannt sein auf den Tag, an dem die ersten grauen Restmülltonnen am Abfuhrtermin wegen Überfüllung oder Übergewicht am Straßenrand stehen bleiben. Es wird Proteste hageln, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Mit derart drakonischen Maßnahmen wird sich bonnorange- Chef Olaf Schmidt, der wegen der Patzer im Winterdienst ohnehin schon einige Kratzer abbekommen hat, bestimmt keine Freunde machen. Andererseits sind zehn Prozent, die sich als Müllsünder outen, auch nicht wenig. Sie machen nicht nur den Müllfuhrwerkern das Leben schwer, sondern sind auch unfair denen gegenüber, die ihren Müll sauber trennen und korrekt entsorgen.

Schmidt denkt zwar nicht daran, seine Männer jetzt jede Tonne wiegen zu lassen, bevor das Müllauto zum Einsatz kommt. Das wäre auch überhaupt nicht praktikabel. Aber was ist zum Beispiel mit den Haushalten mit Kleinkindern, wo allein schon wegen der Windel der Tonnendeckel kurz vor dem Abfuhrtermin nicht mehr ganz schließt? Oder Tonnen, die nach einem großen Fest überquillen? Bleiben diese Behälter künftig auch stehen?

Da ist in der Tat Fingerspitzengefühl gefragt. Was angesichts der dicken Handschuhe, die die Männer von bonnorange bei der Arbeit tragen müssen, nicht immer einfach sein wird. Auf jeden Fall im Sinne der Gebührenzahler ist sicherlich eine Bestrafung der Müllsünder, die Bauschutt oder Elektrogeräte in den grauen Behälter entsorgen. Das hat darin wirklich nichts zu suchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort