Alt-katholische Bischofskirche Michael Schenk als geistlicher Leiter eingeführt

BONN · Jetzt hat die alt-katholische Namen-Jesu-Kirche also auch offiziell einen geistlichen Leiter. Bischof Matthias Ring führte am Samstagabend in einem feierlichen Gottesdienst den 44-jährigen ehemals römisch-katholischen Priester Michael N. Schenk ins Amt ein.

 Neuer Geistlicher Leiter der Bonner Alt-Katholiken: Michael Schenk.

Neuer Geistlicher Leiter der Bonner Alt-Katholiken: Michael Schenk.

Foto: Barbara Frommann

Die Bistumskirche der deutschen Alt-Katholiken steht seit kurzem in der Bonngasse als "Geistliches Gasthaus an den Wegen der Menschen" jedem offen. "Wir wollen Kirche als einen guten Ort für heutige Menschen erfahrbar machen", hat sich Schenk für diese neue Aufgabe vorgenommen. Dabei stehe nicht der unbestritten schöne Kirchenraum im Mittelpunkt, sondern das befreiende Wort Gottes.

Schenk plädierte am Samstagabend für einen zeitgemäßen Zugang zum Glauben. "Kirche geht eben auch anders", ging dem geborenen Waldbröler keck über die Lippen. Kirche öffne die Arme weit, um Heil und Heilung anzubieten. "Sie will deutlich machen, dass sie eine gnädige Kirche ist."

Als gnädig hat der Mann mit Zivilberuf Psychotherapeut, der vor 15 Jahren als römisch-katholischer Priester geweiht wurde, Gott selbst erlebt, ist im Gespräch zwischen den Zeilen zu hören. Er habe sieben Jahre "Dornwalderfahrungen" hinter sich, in denen ihm die Umstände, auch kirchliche, die Sicht verdunkelt hätten, deutete Schenk am Samstag an. "Menschen können Menschen krank machen, körperlich und seelisch. Auch Kirche kann Menschen krank machen - ich weiß, wovon ich rede, und ausgesucht habe ich mir das sicherlich nicht."

Da sei ihm Gott zum einzigen und existentiellen Gradmesser im Ringen um den Glauben geworden, der ihn seither sicher trage, so Schenk in seiner anrührenden Ansprache. Die Alt-Katholische Kirche sei ihm zu einer neuen Heimat geworden, in die er mit der Konversion 2008 genau seine Glaubensziele habe hinein nehmen können. Er habe sich in dieser konkreten Kirche einreihen können in den Chor der vielen, die hier "ihr Lied von Enttäuschung, Demütigung und Schmerz anstimmen" könnten.

Gott führe auf krummen Wegen, aber niemals ziellos, hieß Michael Schenks Credo. Er arbeite seit zehn Jahren psychotherapeutisch mit schwer traumatisierten Menschen. "Ich versuche immer beides zu sein, Priester und Psychotherapeut. Aber ich achte darauf, die Grenzen zwischen meinen beiden Berufen nicht zu verwischen", versprach der neue Geistliche Leiter.

Er wünsche sich für die Menschen, die die Bischofskirche im Herzen Bonns als ihre geistliche Heimat ansähen, immer eine angemessene Konfliktkultur. Lösungen auch in der Kirche zu suchen, heiße "mit Gott Mauern zu überspringen".

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