Bonner Oberstufenschüler lernen Studienfächer kennen Lust auf ein Studium wecken

BONN · Zwei Wochen lang in den Sommerferien freiwillig morgens früh aufstehen und zum Unterricht gehen: Das ist für die meisten Jugendlichen unvorstellbar.

 Besuchen die Sommeruniversität: Das Angebot richtet sich speziell an Schüler mit Migrationshintergrund.

Besuchen die Sommeruniversität: Das Angebot richtet sich speziell an Schüler mit Migrationshintergrund.

Foto: Sebastian Flick

Doch 22 Oberstufenschüler aus zwölf Bonner Gymnasien und Gesamtschulen machen genau dies. Sie besuchen in diesen Tagen die Sommeruniversität "Sprache bildet", die vom Goethe-Institut Bonn und der Abteilung für Interkulturelle Kommunikation und Mehrsprachigkeitsforschung (IKM) der Universität Bonn erstmals angeboten wird.

Nach Sprachübungen am Vormittag begeben sich die Projektteilnehmer am Nachmittag auf Exkursionen quer über den Unicampus, um Einblicke in verschiedene Institutionen zu erhalten. Das könnte für alle Oberstufenschüler, die später einmal studieren möchten, spannend sein, wird aber bewusst nur Schülern mit Migrationshintergrund angeboten. Die Teilnehmer sprechen alle mindestens zwei Sprachen fließend, haben unter anderem Russisch, Polnisch, Französisch, Kurdisch oder Armenisch als Muttersprache.

Für Maja Szwedoduski ist das neue Angebot "eine gute Möglichkeit, die Uni kennenzulernen". Die 16-Jährige, deren Eltern aus Polen stammen, möchte nach ihrem Abitur in einem Jahr ein naturwissenschaftliches Studium aufnehmen. Das neue Angebot des Goethe-Instituts findet sie "informativ und sehr gut gemacht".

Dem stimmt auch Lorena Schemeri zu: "Hier bekommt man viele Informationen, was man nach der Schule machen kann", sagt die 15-Jährige. In zwei Jahren wird Lorena ihr Abi machen, ist sich aber nicht sicher, ob sie studieren möchte. "Eigentlich wollte ich Polizistin werden", berichtet sie. Oder sollte es lieber etwas sein, wo sie ihre Sprachkompetenzen einbauen kann? Ihre Familie stammt aus Italien, so spricht sie Italienisch genauso gut wie Deutsch.

Studien, die besagen, dass der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund an der Gesamtzahl aller Studierenden im Vergleich zu der Zahl, die in Deutschland lebt, sehr gering ausfällt, haben das Goethe-Institut und die Uni Bonn dazu motiviert, die Sommeruniversität ins Leben zu rufen. "Wir nehmen uns dieser Zielgruppe an, um sie zu fördern und ihr zu zeigen, dass Sprache und kulturelle Erfahrungen ein Vorteil sind", sagt Paul Meyermann vom IKM.

Ob aus dem Pilotprojekt eine neue Reihe wird, steht noch nicht fest. Die Finanzierung für eine mögliche Fortsetzung ist offen. "Wenn sich Sponsoren finden, würden wir das wieder in Angriff nehmen", sagt Anne-Kathrein Weber vom Goethe-Institut.

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