Sanierung der Beethovenhalle Kulturausschuss streitet über den Zeitablauf der Bauarbeiten

BONN · Wird die geplante Sanierung der Beethovenhalle zum nächsten Zankapfel zwischen Politik und Verwaltung? Der jetzt vom städtischen Gebäudemanagement (SGB) vorgelegte Zeitplan für Planung und Ausführung lässt darauf schließen.

Demnach soll die Halle erst Ende 2016 leer geräumt und mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Halle soll dann für zwei Jahre gesperrt bleiben. "Das ist alles viel zu spät", meinte Donnerstagabend die schwarz-grüne Ratsmehrheit im Kulturausschuss mit Blick auf das Jahr 2020, wenn in Bonn Beethovens 250. Geburtstag in der Beethovenhalle groß gefeiert werden soll.

Denn anders als der Bonner Hotelier Fritz Dreesen, der als Vertreter der Initiativen für das Beethoven-Festspielhaus zu Beginn der Sitzung über den aktuellen Stand der Dinge berichtete und fest davon ausgeht, dass der neue Konzertsaal zum Jubiläum Beethovens steht, schätzt die Ratsmehrheit diese Chance eher gering ein. Unabhängig davon machte Tom Schmidt (Grüne) deutlich: "Es geht hierbei nicht um die Festspielhausdebatte. Wir haben uns alle für den Erhalt der Beethovenhalle entschieden und deshalb auch die Pflicht, sie wieder instand zu setzen".

Vor allem die lange Vorbereitungs- und Planungsphase für die Sanierung der 1959 errichteten Beethovenhalle ist CDU und Grünen ein Dorn im Auge. Beispiel: Allein für die Klärung der Frage eines Ausweichquartiers beziehungsweise einer Interimslösung für das Beethovenorchester und das Beethovenfestival hat das SGB 150 Tage veranschlagt, nämlich von Juli 2013 bis Ende Januar 2014. Dabei sei bereits entschieden, dass der Kongresssaal des WCCB konzerttauglich gemacht werden und als Interimsspielstätte dienen solle, so Schmidt.

Fast ein Jahr lang soll zudem die Entwurfs- und Genehmigungsplanung von Herbst 2014 bis Herbst 2015 in Anspruch nehmen. Auch hier ist Schwarz-Grün der Auffassung, dass das schneller gehen muss. Nach ursprünglicher Beschlusslage sollten die Vergabeverfahren für die Planung eigentlich schon Ende dieses Jahres eingeleitet werden. Baubeginn war auf Ende 2015, die Fertigstellung auf Ende 2018 datiert.

In einem Änderungsantrag forderte die Ratskoalition deshalb, die Beethovenhalle müsse auf jeden Fall für das Beethovenjahr 2020 zur Verfügung stehen. Damit dies "ohne Pannen und Störungen möglich wird, braucht man eine entsprechende Einspielzeit, der Termin Ende 2019 ist dafür zu unsicher", heißt es weiter im Antrag. Aus diesem Grund müsse die Sanierung der Beethovenhalle bis spätestens 2018 abgeschlossen sein. Begleitet werden soll der Bau durch eine Projektgruppe der Verwaltung sowie einem mit Politikern besetzten Projektbeirat.

Für Bärbel Richter (SPD) ist dieses Vorgehen dagegen "leichtfertig". Es sei schon interessant, dass Schwarz-Grün meine, eine Planung "so einfach per Beschluss" um ein Jahr vorziehen zu können, sagte sie. Hinzu komme, dass bisher lediglich Planungsmittel bereitgestellt worden seien. "Sie suggerieren, Sie wissen schon, was alles nötig ist, packen 30 Millionen Euro in das Projekt und alles ist gut", kritisierte Richter.

Das rief Markus Schuck (CDU) auf den Plan, der sich dagegen verwahrte, das Anliegen von CDU und Grünen sei "unseriös". Es wäre fatal, so Schuck, wenn die Sanierung der Beethovenhalle nicht früher begonnen werden könne. Das sei auch für die Planung vieler Kultureinrichtungen wichtig.

Das sagt die Stadt Bonn

Warum nimmt die Planungsphase so viel Zeit ein?
Sie wurde aufgrund von Annahmen grob geschätzt. Die Planung sollte so sorgfältig erfolgen, dass ein gleichzeitiger Start der Ausbauarbeiten im Kern der Beethovenhalle hinsichtlich einer möglichst kurzen Sperrung möglich ist.

Wie realistisch ist es, dass dort 2019 das Beethovenfest wieder stattfinden kann?
Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen ist das realistisch. Der Winter 2018/2019 sowie der Sommer 2019 sollten bereits für die Inbetriebnahme und Einregulierungsphase der neuen technischen Ausstattung genutzt werden können, so dass 2020 ein reibungsloser Betrieb möglich ist.

Gibt es konkrete Planungen?
Nein, da zuerst ein Anforderungsprofil hinsichtlich der zukünftigen multifunktionalen Nutzung erstellt werden muss.

Was muss am dringendsten saniert werden?
Die Flachdächer, das Kupferdach und die Natursteinfassaden.

Gibt es Arbeiten, die schon jetzt erledigt werden müssen?
Zurzeit wird die Akustikdecke im großen Saal untersucht. Das wurde vorgezogen, da sich kleine Gipsteilchen in der Nähe der Einbauleuchten gelöst hatten. Eine akute Gefährdung geht davon zurzeit nicht aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort