Rheinischen Landesbibliothek der Universität Kran hievt "Wolkenschale" hoch

BONN · Wie konnte dieser Koloss nur umkippen? Nun gut, die marmorne "Wolkenschale" vor der Rheinischen Landesbibliothek der Universität ist nicht besonders groß, aber sie wiegt immerhin vier Tonnen. Eines Tages stand sie nicht mehr da, wo sie der Künstler Hans Arp hatte aufstellen lassen, sondern lag neben der Halterung auf dem Rasen.

 Das Aufstellen des Kunstwerks "Wolkenschale" erweist sich als schweißtreibender Akt.

Das Aufstellen des Kunstwerks "Wolkenschale" erweist sich als schweißtreibender Akt.

Foto: Barbara Frommann

Der Grund: Der Messingdübel der Halterung war gebrochen. Am Samstag richteten der Steinbildhauermeister Josef Simon und seine Mitarbeiter das Werk wieder auf.

Bei dem Gewicht war das keine leichte Aufgabe, und einmal wurde es für die Arbeiter auch ein wenig gefährlich. Um die "Wolkenschale" anzuheben, wurde ein Schwerlastkran hinzugezogen. An diesem Kran wurden Tragschlaufen befestigt, die um das Kunstwerk gelegt wurden. Dann zog der Kranführer vorsichtig an. Bei einem Versuch löste sich die Haltekonstruktion, und das "runde Ei", wie es Steinmetz Simon nannte, krachte - aus geringer Höhe - auf den Boden. Die Arbeiter suchten schnell das Weite: Gefährlicher als das Marmorgewicht waren allerdings die unkontrolliert schwingenden Ketten am Kran, an denen die Schlaufen befestigt waren.

"Das Schwierigste ist das Runde und Glatte", so Simon, dessen Betrieb von einem Architekturbüro und einer Tiefbaufirma beauftragt wurde. Mit viel Geschick und Zeit gelang es schließlich, ein sicheres Tragesystem zu schaffen. "Wir mussten es erst mal in die Lage bringen, dass es wir ohne Beschädigung auf den Dübeldorn bekommen." Der staatlich geprüfte Restaurator mit Betrieb in Endenich hatte eine neue Halterung für Arps Werk geschaffen, dieses Mal aus Edelstahl.

Der frühere Dübel sei dünner gewesen als der neue - das sei wegen der Wärmeausdehnung des Metalls nötig gewesen. Aber so hatte die Schale auch immer Bewegungsspielraum. Ob jemand bewusst dazu beigetragen hatte, das Kunstwerk umzuschmeißen, konnte Simon nicht sagen - allerdings sei die Schale ja auch dafür gemacht, dass sich Studierende darauf setzen. Simon vermutete deshalb eher "altersbedingte Abnutzung". Die ganze Aktion dauerte viereinhalb Stunden.

Jetzt schwebt die Wolkenschale wieder wie gewohnt über dem Rasen vor der Bibliothek. Es sei ganz gut, dass sie nicht von Beton oder Steinplatten umgeben ist, sagte der Steinmetz: Die hätte man erst umständlich abdecken müssen - das Malheur mit dem fallenden Kunstwerk hätte dann große Schäden hinterlassen.

Er will das Kunstwerk heute noch von Rasen, Erde und Gummiabrieb befreien, damit es wieder in vollem Glanz erstrahlt. Gerne hätte er den Stein auch mit einer speziellen Schutzschicht versiegelt. "Aber die Untere Denkmalbehörde wollte das nicht." Simon war es durchaus ein Herzensanliegen, Arps Werk wieder aufzurichten. "Der Steinmetz ist ein Mensch, der auch immer die Kunst liebt."

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