Kritik am Führungsstil Konflikte bei den Grünen sind noch nicht ausgetragen

BONN · "Sehr harmonisch" sei die Fraktionssitzung am Montag verlaufen, sagt Brigitta Poppe, Fraktionssprecherin der Grünen. Es habe eine "gute Atmosphäre" geherrscht.

 Die neue Fraktionssprecherin der Grünen: Brigitta Poppe.

Die neue Fraktionssprecherin der Grünen: Brigitta Poppe.

Foto: Grüne Bonn

Dorothea Paß-Weingartz kann das nicht beurteilen. Poppes langjährige Vorgängerin hat seit ihrer Abwahl Ende Juni keine Sitzung ihrer Fraktion mehr besucht. "Und das werde ich auch in Zukunft nicht mehr tun", sagt sie und fügt nach einer Pause hinzu: "Jedenfalls nicht jede..."

Aus ihrer Enttäuschung, nicht wieder ins Sprecherduo mit Peter Finger gewählt worden zu sein, macht die 63-Jährige keinen Hehl. "So, wie die mich behandelt haben, kann ich mich da doch nicht mehr zu Hause fühlen." Das sieht ihr Mann, Peter Weingartz, nicht anders. Im Gegenteil. Der 65-jährige frisch pensionierte Lehrer ist erbost über "seine" Partei, die er immerhin einmal mitgegründet hat. Aus Protest "über den Umgang mit Doro" hat Weingartz sogar sein Parteibuch abgegeben. "Und das ist mir wahrlich nicht leicht gefallen." Dorothea Paß-Weingartz kann sich diesen Widerstand gegen sie überhaupt nicht erklären: "Es hat keine einzige inhaltliche Kritik gegeben."

Indes: Bei der Kandidatenaufstellung vor den Kommunalwahlen muss sie zumindest geahnt haben, dass sie nicht mehr ganz so konsensfähig war. Die sonst selbstsichere, erfahrene Kommunalpolitikerin war nervös, als sie ihre Rede vor der Mitgliederversammlung hielt. Ungewöhnlich: Sie las eine vorher sorgfältig formulierte Rede ab. "Das stimmt", gibt sie zu. Es habe tatsächlich innerhalb der Grünen ein "tiefes Misstrauen" gegenüber dem Koalitionspartner, der CDU, gegeben, und sie steht zu ihrer Haltung. "Die CDU war uns ein verlässlicher Partner. Ich sehe einfach die Ergebnisse, die wir, als Motor der Koalition, erzielt haben. Natürlich gab es auch Bereiche, wo wir geblockt wurden, andererseits haben wir die fünfte Gesamtschule für Bonn durchgesetzt."

"Es ist kein Geheimnis, dass wir mit ihrem Führungsstil nicht einverstanden waren", sagt Martin Heyer. Der frühere Sprecher des Bonner Kreisverbandes und frisch gewählte Stadtverordnete gehört zu dem Teil der Grünen, die eine Jamaica-Koalition ablehnen. Deshalb hat er seinen Posten zur Verfügung gestellt, und deshalb nimmt er auch an keinem der elf Arbeitskreise teil, die zurzeit die Koalition aus CDU, FDP und Grünen vorbereiten. Er warte jetzt mal die Ergebnisse ab, sagt er.

"Wir haben uns nicht immer gut informiert gefühlt. Transparenz sieht für uns Grünen anders aus", sagt Poppe. "Die Kommunikation mit Doro Paß-Weingartz ist nicht gut gelaufen, und sie hat sich nicht immer an Absprachen gehalten", sagt Heyer. "Davon abgesehen tut es jeder Partei gut, wenn sie sich mal inhaltlich und personell erneuert."

Das findet auch Peter Finger, der "Doros Betroffenheit verstehen kann". Und er gibt sich selbstkritisch: "Wir Grünen haben den Zeitpunkt verpasst, den personellen Wechsel offen und ehrlich zu diskutieren. Zu diesem unfreiwilligen Abschied hätte es nicht kommen dürfen." Am Ende habe sich der Ton verschärft. In Wahrheit gebe es erhebliche Widerstände gegen die Jamaica-Koalition. Für ihn selbst ist klar, dass die Koalitionsfrage "ganz offen" angegangen wird, Paß-Weingartz habe da verbindlicher für die Koalition gekämpft. Für Finger steht fest, dass er nicht die ganze Wahlperiode Fraktionssprecher bleibt. Wie lange, "entscheidet die Fraktion, aber die Zeitspanne ist überschaubar".

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