"Blumenmädchen" rettete Empfang der Queen vor 50 Jahren Kein Handkuss für die Königin

BONN · Vier Tage, drei Städte: Wenn Queen Elizabeth am 23. Juni nach Deutschland kommt, wird auch Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessell das Ereignis verfolgen. Ehrensache.

 Ein aufregender, unvergesslicher Moment: Mit einem Strauß Rosen begrüßt die damals achtjährige Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessel die englische Königin Elizabeth.

Ein aufregender, unvergesslicher Moment: Mit einem Strauß Rosen begrüßt die damals achtjährige Gevinon Gräfin von dem Bussche-Kessel die englische Königin Elizabeth.

Beim ersten Staatsbesuch der englischen Königin vor 50 Jahren kam die damals Achtjährige der Monarchin ganz nah. Die Gräfin ist die Tochter des einstigen Kanzlers der Universität Bonn, Eberhard Freiherr von Medem. Sie rettete als "Blumenmädchen" den Empfang der Queen vor der Uni (der GA berichtete).

Später studierte sie in Bonn Hispanistik, ehe sie Assistentin des Bundestagsabgeordneten Franz Ludwig Graf Stauffenberg wurde. Auch zu dieser Zeit wohnte sie im Lenné-Haus, dem Dienstsitz ihres Vaters, wo sie aufgewachsen war. Ihre Verbindung zu Bonn ist immer noch stark. Seit 1995 wirkt sie allerdings in der Gutsverwaltung von Schloss Neuenhof, dem 800 Jahre alten Familiensitz ihres Mannes, Alhard Graf von dem Bussche-Kessell, in Lüdenscheid mit. Kennengelernt hat sie ihn beim Schreiben ihres ersten Buches über den Widerstandskämpfer Axel Freiherr von dem Bussche. Herausgegeben hat die Gräfin mittlerweile ihr zweites Buch: "Deutsche Geschichten - Vom Ersten Weltkrieg bis heute".

Ein bisschen Geschichte schrieb sie selbst. Sogar in der Sonderausgabe einer großen Illustrierten war die junge Bonnerin mit der Queen abgebildet. Das Protokoll war vor der königlichen Visite an der Uni ein wenig durcheinander geraten. Der Wagen von Elizabeth II. rollte zehn Minuten früher vor, aber Rektor Moser war noch nicht da. "Mein Vater stand hinter der Tür und sagte: Jetzt musst Du vor", erinnert sich die Gräfin an diesen Herzklopfen-Augenblick. Und so entbot Gevinon den ersten Willkommensgruß mit weißen und roten Rosen. "Die Königin hat freundlich gelächelt, gesagt hat sie nichts."

Die damals Achtjährige war gut vorbereitet auf diesen Moment. Während der Planung des Besuchsprogramms wurde sie von ihrem Vater gefragt, ob sie Blumen überreichen wolle. Unter einer Bedingung war sie einverstanden: "Nur, wenn ich der Königin keinen Handkuss geben muss!" Der Vater erteilte Entwarnung: "Im englischen Hofzeremoniell ist das nicht üblich." Ein weißes Spitzenkleid wurde für das sportliche Mädchen genäht. "Eine Tanzlehrerin aus Poppelsdorf brachte mir das Schreiten bei. Beim Üben trug ich anstelle der Blumen eine Flasche. Ich erlernte den Hofknicks. Den kann ich heute noch." Zur Anwendung kommt er als Tanzfigur "Kompliment" bei einer von ihr gern getanzten Quadrille. "Ich wurde damals permanent auf das Ereignis angesprochen. Meine Eltern waren mächtig stolz auf ihre Tochter. Sie waren auch zum Staatsempfang im Schloss Brühl eingeladen."

In der Familie wurde erzählt, Gevinons Großvater, Walter Eberhard Freiherr von Medem, sei Fackeltanzträger bei der Welfenhochzeit 1913 gewesen, als letztmals vor dem Besuch der Queen 1965 ein britischer Monarch auf deutschem Boden weilte, und seine Enkelin habe nun Königin Elizabeth Blumen überreicht.

"Ich bewundere die Königin. Wen sie schon alles er- und überlebt hat... Die Queen ist ein solider Faktor in der konstitutionellen Monarchie Großbritanniens", sagt die Gräfin. Ihren Kindern hat sie ab und zu von ihrem Erlebnis berichtet. 50 Jahre nach dem "Jahrhundertbesuch" rückt das "Blumenmädchen von Bonn" noch einmal ins Blickfeld. Etwa in einem Film, den der WDR gestern Abend über den Besuch der Queen im Jahr 1965 zeigte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort