Notfallversorgung in Bonn Kassenärztliche Vereinigung will nur eine zentrale Praxis

BONN · Müssen die Bonner demnächst bedeutend länger als bisher auf ärztliche Hilfe warten? Denn statt wie bisher drei Notfallpraxen in den Stadtbezirken Beuel, Bad Godesberg und Hardtberg könnte es demnächst nur noch eine für die ganze Stadt geben.

Das zumindest plant die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), wie der General-Anzeiger erfuhr und von der KVNO in Düsseldorf bestätigt wurde. Wo diese zentrale Notdienstpraxis sein soll, stehe noch nicht fest. Nun sind Bonner Mediziner besorgt, dass diese Zentralisierung für die Patienten, die abends und am Wochenende ärztliche Hilfe suchen, zu erheblichen Nachteilen führen wird.

Wenn zurzeit ein Patient aus dem Beueler Süden samstags medizinische Hilfe braucht, kann er die Notfallpraxis in Beuel-Zentrum aufsuchen, die dem Sankt-Josef-Krankenhaus angegliedert ist. Sollte es nur noch ein zentrale Praxis in Bonn geben, hat er längere Wege und wahrscheinlich auch längere Wartezeiten hinzunehmen. Denn im Wartezimmer sitzen dann auch Patienten aus Hardtberg und Bad Godesberg, die bisher in den Notfallpraxen ihres Bezirks am Malteser- und Waldkrankenhaus Hilfe fanden.

"Da sitzen dann 25 Patienten statt bisher fünf", befürchtet der Beueler Arzt Holger Liebermann, der zusammen mit seinen Kollegen im Verein Notfallpraxis Beuel organisiert ist. Seit 2006 gibt es diese Notfallpraxis. Genauso ist es auch in Bad Godesberg, wo die Notfallpraxis ebenfalls seit 2006 existiert, und im Hardtberg, wo die Praxis, die dem Malteserkrankenhaus angegliedert ist, bereits seit 14 Jahren besteht.

In den zu diesem Zweck gegründeten Vereinen regeln die Bonner Ärzte die Notdienste selbst und auch die Kosten für die Praxen, die durch Beiträge der Mitglieder finanziert werden. Und die betragen nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden der Beueler Notfallpraxis, Peter Richter, maximal 100 Euro im Monat. Dieses Selbstverwaltungs-System funktioniert, sagt Richter. Warum das jetzt von der KVNO zerschlagen werden soll, ist für Richter vollkommen rätselhaft.

Denn die KVNO habe vor, diese Vereine aufzulösen und die Notfallversorgung und deren Finanzierung zentral von Düsseldorf aus zu steuern. Die Pressereferentin der KVNO, Karin Hamacher, bestätigt, dass die Kassenärztliche Vereinigung diese Zentralisierung auf nur noch eine vom KVNO organisierte Notfallpraxis als Pilotprojekt für Bonn plane. Als Gründe nennt sie "bessere Wirtschaftlichkeit, eine zentrale Zugänglichkeit" und "positive Signale" der Bonner Ärzte.

Gründe, die der Mediziner Richter nicht nachvollziehen kann. Eine bessere Wirtschaftlichkeit bezweifelt er. Er wisse, dass Kollegen in Neuwied, die von der für sie zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz zentral gesteuert werden, monatlich mehr als das Doppelte für ihre Notfallpraxis zahlen müssten. Auch von den "positiven Signalen" seiner Bonner Kollegen weiß er nichts.

Im Gegenteil: "Wir haben eine Befragung unter den Kollegen durchgeführt, und es gab eine 99-prozentige Zustimmung für die selbstorganisierte Notfallpraxis." Und das Argument der "zentralen Zugänglichkeit" bedeutet für ihn nur eines: Nachteile für die Patienten, die nun weitere Wege haben und längere Wartezeiten.

Dabei gehe es doch vor allem um eines: "Die beste ärztliche Versorgung unserer Patienten muss gewährleistet sein." Die aber sieht er durch die Pläne aus Düsseldorf gefährdet. Wie Hamacher erklärte, soll das geplante Pilotprojekt den Bonner Ärzten auf einer Informationsveranstaltung am heutigen Samstag vorgestellt werden.

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