Interview mit Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe "Internationalität ist ein Markenkern"

Bonn · Federführend bei den Planungen für den Wettbewerb "Zukunftsstadt" ist die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung in Kooperation mit der Bürgerbeteiligung. Über die Ziele des Projektes und erhoffte Ergebnisse für die Stadt Bonn sprach Andreas Mühl mit Victoria Appelbe, Leiterin der Wirtschaftsförderung.

Frau Appelbe, die Stadt Bonn nimmt sich erneut des Zukunftsthemas an. Warum jetzt ein weiterer Anlauf?
Victoria Appelbe: Wir hatten in den vergangenen Jahren bekanntlich zwei Vorhaben, um für Bonn eine Zukunftsstrategie zu definieren. Zum einen das Projekt "Zukunft Bonn" des Verwaltungsvorstandes der Stadt Bonn. Zum anderen das Projekt "Vision Bonn 2025" von verschiedenen Interessenverbänden, nämlich der IHK, dem DGB, den Sozialverbänden und den Kirchen. Ausgangspunkt war und ist die Frage, wie wir das sogenannte Fünf-Säulen-Modell aus dem Jahr 1991 neu fassen. Diese Säulen sind ja nach wie vor wichtig, sie müssen aber neu interpretiert und überarbeitet werden.

Da kommt der Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gerade richtig...
Appelbe: Es gab bislang noch keine ganz klare Vorstellung in Politik und Verwaltung, wie wir uns aufstellen. Insofern kommt uns der Wettbewerb des BMBF ganz gelegen. Jedenfalls erscheint uns eine Leitbildentwicklung in diesem Kontext sinnvoll.

Liegt ein politischer Beschluss vor?
Appelbe: Die Durchführung eines Bürgerzukunftsforums als Bestandteil einer Leitbildentwicklung ist ein Beschluss des "Ausschusses für Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und lokale Agenda". Er stammt aus dem März dieses Jahres.

Was erwarten Sie von diesem Prozess, der unter Beteiligung der Bürger am Freitag startet?
Appelbe: Wir erwarten, dass rund 300 repräsentativ ausgewählte Bonnerinnen und Bonner Schwerpunkte definieren und einen Blick auf die Zukunft und das Image der Stadt Bonn werfen. Wir werden die Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung unter Beteiligung von Politik, Verwaltung und weiteren Akteuren vorstellen und diskutieren. Im Grunde wollen wir eine Fokussierung für die nahe und fernere Zukunft unserer Stadt erreichen.

Wie stellen Sie sicher, dass nicht nur Papier beschrieben, sondern auch gehandelt wird?
Appelbe: Bonn befindet sich in einem starken Wettbewerb mit anderen Städten, zum Teil weltweit. Hier müssen wir herausarbeiten, wofür unsere Stadt steht. Wissenschaft, Internationalität, Wirtschaft, Beethoven und Politik? Das entwickelte Konzept muss dann vom Rat beschlossen werden. Danach ist konkretes Handeln erforderlich. Jedenfalls werden wir die Ergebnisse der ersten Projektphase des BMBF in einer Projektkonferenz im ersten Quartal 2016 vorstellen und unabhängig vom Abschneiden im Wettbewerb vorantreiben.

In dem dreistufigen Wettbewerb geht es am Ende ja auch um erhebliche Fördermittel...
Appelbe: Das stimmt. In der dritten Phase wird der Bund Mittel für die Infrastruktur in Millionenhöhe bereitstellen. Da wollen wir natürlich nach Möglichkeit partizipieren.

Mit dem aktuellen Flüchtlingsthema kommt eine ganz neue Thematik auf alle Städte zu. Muss das eingebaut werden?
Appelbe: Das Thema Flüchtlinge fällt ja unter die Überschrift "Integration". Und dieser Titel spielt bereits im Papier "Vision Bonn 2025" eine wichtige Rolle. Ich gehe davon aus, dass die Bürger das in den bevorstehenden Arbeitsgruppen ohnehin verstärkt einbauen werden. Es passt ja inhaltlich auch zum Komplex "Internationale Stadt Bonn".

Frau Appelbe, was glauben Sie persönlich, könnte die Marke Bonn in 20 Jahren ausmachen?
Appelbe: Ich glaube, dass wir, eingebettet in die starke Region, eine exzellente Mischung aus vielen Bereichen erreichen. Dazu gehört auch eine weiterhin attraktive Lebensqualität. Meine Hoffnung ist, dass es in 20 Jahren gelungen ist, einen gemeinsames Bild in Bonn zu schaffen, mit dem die Bevölkerung sich identifiziert. Wir sollten bis dahin international bekannter sein, denn da haben wir Nachholbedarf. Dafür müssen wir uns fokussieren, ohne unsere vielen Stärken zu vernachlässigen. Die Vielfalt in der Internationalität der Stadt, Beispiel UN-Standort, ist dabei sicher ein Markenkern.

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