"fulminant" Inklusives Theater begeistert mit Shakespeares "Was ihr wollt"

BONN · Shakespeare hätte seine Freude gehabt, so viel steht fest. Die Inszenierung seines Verwechslungsspaßes "Was ihr wollt", aufgeführt am Mittwochabend im großen Saal des Rheinischen Landesmuseums, beinhaltete alles, was auch zu seinen Lebzeiten als "Kassenmagnet" wirkte: funkensprühender Witz, kraftvolle Sprache, volksnahe Lieder und abenteuerliche Liebesverwicklungen.

 Szene aus dem Klassiker "Was ihr wollt": Für die Aufführung des Theaters "fulminant" gab es in jeder Szene Applaus.

Szene aus dem Klassiker "Was ihr wollt": Für die Aufführung des Theaters "fulminant" gab es in jeder Szene Applaus.

Foto: Horst Müller

Dabei agierten doch nicht erfolgsgewöhnte Profi-Schauspieler auf der Bühne, sondern Mitglieder der inklusiven Laientheatergruppe "fulminant". Der Bonner Verein für gemeindenahe Psychiatrie hat sie 2009 ins Leben gerufen, um Menschen, die zugleich psychisch beeinträchtigt und schauspielerisch talentiert sind, neue Chancen zu geben: auf bereichernde Probenarbeit in einem Ensemble, Selbstverwirklichung und nicht zuletzt Wahrnehmung und Anerkennung durch andere.

Davon gab es während der Vorstellung jede Menge - Gelächter durchzog die Sitzreihen, jede Szene bekam Applaus. "Aber keineswegs als Behindertenbonus", wie Zuschauer Jan Phillip Buchheister unterstrich. "Für mich zählt wirklich nur die schauspielerische Leistung. Wie textsicher die Schauspieler sind und was sie draufhaben, das ist einfach grandios."

Ein ganzes Jahr lang hatte Regisseurin Ulrike Pyll-Heidkamp mit ihrer 15-köpfigen Truppe, zu der auch nicht behinderte Laienschauspieler gehören, geprobt - zweimal pro Woche, kurz vor der Premiere sogar viermal wöchentlich. "Um etwas einzustudieren, brauchen wir schon länger als herkömmliche Laiengruppen", erklärt sie. "Aber das Ergebnis ist dann auch anders, weil unsere Schauspieler so vollkommen unterschiedliche Charaktere einbringen."

Hannah Winkler gab die Viola - eine Schiffbrüchige, die als Edelmann verkleidet in die Dienste Herzog Orsinos tritt und sich prompt in ihn verliebt. Die junge Bonnerin, Jahrgang 1989, absolviert gerade eine Schauspielausbildung. Ihre psychische Beeinträchtigung ist ihr dabei Hindernis und Antrieb zugleich: "Ich habe sehr viele Ängste, aber diese Ängste pushen mich auch. Und durch die Erfahrungen meines bisherigen Lebens ist da eben sehr viel, das ich aus der Emotionskiste ziehen kann."

"Ich wollt, du wärst, wie ich dich gerne hätte", heißt es im Stück. Mit seinen überraschenden Wendungen zeigt es grinsend auf, wie fließend die Grenze zwischen närrischem und vermeintlich sinnvollem Handeln sein kann - und passt damit perfekt ins Repertoire des Theaters "fulminant".

Info

Die nächsten Aufführungen finden am Donnerstag, 23. Oktober, im Eitorfer "Theater im Park" und am Dienstag, 28. Oktober, in der Bonner Brotfabrik, Kreuzstraße, statt.

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