Prozess in Bonn In U-Haft packt Säuglingsmutter über Drogenbande aus

TROISDORF/BONN · Klein und geduckt sitzt die junge Frau auf der Anklagebank und hofft, nicht wieder ins Gefängnis geschickt zu werden. Im März kam die Mutter eines Säuglings für drei Monate in U-Haft, bis sie auspackte über den Drogenhandel, den ihr Freund und Vater ihrer kleinen Tochter in Troisdorf aufgezogen hatte.

Seit Mittwoch muss sich die 30-Jährige nun zusammen ihrem 37-Jährigen Freund, dessen 24-jährigem Bruder und einem weiteren, 25-jährigen Angeklagten vor dem Bonner Landgericht verantworten. Den Männern wirft die Anklage bandenmäßigen Drogenhandel vor, der jungen Mutter Beihilfe dazu. Im Herbst 2013 soll der 37-jährige Kopf der Gruppe angefangen haben, den Handel mit Kokain aufzuziehen.

In der Wohnung in Troisdorf, in der er gemeinsam mit der 30-jährigen und dem gerade geborenen Baby lebte, wurden die Drogen gebunkert und für den Verkauf portioniert. Dabei soll die junge Mutter geholfen und in 15 Fällen den Stoff auch an Kunden verkauft haben. Das aber, so erklärt nun ihre Verteidigerin im Prozess, habe die 30-Jährige nur getan, um den Vater ihres Kindes nicht zu verlieren.

Denn tatsächlich habe sie ihn mehrfach aufgefordert, den Drogenhandel sein zu lassen, schon wegen des Babys. Doch er habe sie abgefertigt mit den Worten: "Misch' dich nicht ein, ich weiß, was ich tue." Und so habe sie ihm geholfen, getan, was er sagte und insgesamt 15 Mal Kokain an vom ihm bestellte Kunden abgegeben.

"Es war eine schlimme Verfehlung", lässt sie ihre Anwältin sagen. Und: "Ich bereue es zutiefst, vor allem wegen meiner Tochter." Die drei Monate im Gefängnis, getrennt von ihrem Baby, seien die Hölle gewesen. Und sie hoffe sehr, dass das Gericht ihr mit seinem Urteil noch ein normales Leben mit ihrem Kind gestatte.

Ob es stimme, dass er von seiner Freundin gebeten worden sei, die Finger von den Drogen zu lassen, fragt Kammervorsitzender Klaus Reinhoff den 37-Jährigen. Der nickt und bestätigt alles, was seine Freundin ausgesagt hat. Sein Verteidiger sagt für ihn: "Es tut ihm sehr leid, dass er seine geliebte Familie und insbesondere seinen jüngeren Bruder hineingezogen hat." Der Bruder habe in seinem Auftrag den dritten Angeklagten zu Kunden chauffiert. Auch diese beiden erklären nun die Vorwürfe für richtig.

Am 18. März waren die vier im Rahmen einer groß angelegten Drogenrazzia festgenommen worden und in U-Haft gelandet. Bei dem 37-Jährigen wurde kiloweise Kokain und reichlich Bargeld sichergestellt. Die ebenfalls gefunden Waffen, so beteuert er nun, hätten aber nichts mit dem Drogenhandel zu tun gehabt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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