Dienstleistungszentrum Bonn Im Bürgeramt geht's ganz pünktlich zu

BONN · Die Mitarbeiter des Bonner Bürgeramts kommen schon um 7 Uhr, die Kunden müssen aber bis 8 Uhr vor der Türe Schlange stehen. Ein Besuch am Morgen im Dienstleistungszentrum des Stadthauses.

Als Rolf Rau am Freitag in aller Herrgottsfrühe zum Dienstleistungszentrum ins Stadthaus kam, war dort schon richtig was los. Um 6.30 Uhr traf er als Erster ein, um einen Termin zu ergattern, weil er seinen neuen Jaguar zulassen wollte. Mit Anmeldung über die Internetseite hätte er zwei Wochen warten müssen.

Was Rau am Freitag auffällig fand: Das offensichtliche Gros der städtischen Mitarbeiter, 19 alleine im rechten Großraumbüro (Ex-Zulassungsstelle), war schon sehr früh dort, doch die Kunden durften wie üblich erst um 8 Uhr rein. Die ersten Verwaltungsmitarbeiter trudelten kurz nach 6.30 Uhr ein, die letzten gegen 7.10 Uhr. "Was machen die in dieser Zeit bis 8 Uhr?", fragt sich Rau.

Vor allem, weil die Stadt sich bei den aktuellen Problemen im Dienstleistungszentrum auf einen Mitarbeiterengpass beruft. "Natürlich hat man dann am Ende des Tages einen Personalnotstand, denn die Leute gehen entsprechend früher heim", sagte Rau und rechnete für sich aus: Wenn zwei Dutzend Beschäftigte eine Stunde vor der Öffnungszeit einstempeln und anwesend sind, entspreche das zwei bis drei vollen Mitarbeiterstellen.

Doch die Stadtbeschäftigten hätten abgesehen vom Kundenservice noch viele andere Aufgaben zu erledigen, gab Marc Hoffmann, Vizechef des Presseamtes, zu bedenken. Und das passiere auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten. "Die Kollegen dort haben wirklich genug zu tun." Und das eben auch vor 8 Uhr morgens.

Die Startschwierigkeiten des Dienstleistungszentrums riefen auch Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD) auf den Plan. "Der Dauerkrach um die Reform der Bürgerdienste muss beendet werden", erklärte der Oberbürgermeister-Kandidat. "Das neue System gehört auf den Prüfstand." Wochenlange Wartezeiten, verärgerte Bürger, Dauerdruck auf Mitarbeiter sowie ein hoher Krankenstand sprächen nicht für gelungene Veränderungen. Wenn bei allem Nachjustieren keine durchgreifende Besserung eintrete, müsse man die Kraft haben, die Organisationsreform notfalls für gescheitert zu erklären und zum erprobten System zurück zu kehren, so Ruhenstroth-Bauer. "Das wäre keine Schande, dafür aber eine neue Chance."

Aber es gibt auch Leute, die das ganz gelassen sehen. Wie jener Mann, der sich am Freitagmorgen als Zweiter in die Schlange einreihte und sagte: "Das mit der Warterei war doch schon immer so." Und ob die Mitarbeiter um 7 oder um 8 Uhr kämen, sei doch eigentlich egal. "Ein Beamter ist schließlich 24 Stunden im Dienst", meinte er augenzwinkernd.

Glaubt man der Stadt, kann der Unmut der Mitarbeiter nicht groß sein. Zumindest sei aktuell kein Versetzungswunsch aus dem Dienstleistungszentrum bekannt, teilte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann mit. Ein Mitarbeiter sei vor mehreren Monaten auf eigenen Wunsch in eine neue Aufgabe gewechselt, im Gegenzug seien zwei andere Personen freiwillig ins Dienstleistungszentrum gewechselt - ganz normale Vorgänge.

Im Dienstleistungszentrum waren vor rund zwei Monaten Bürgeramt, Kfz-Zulassungsstelle und Führerscheinstelle zusammengefasst worden. Im Juni hatte sich der zuständige Dezernent Wolfgang Fuchs bei den Bürgern für die Probleme entschuldigt, Planungsfehler eingeräumt und Besserung gelobt. So sollten fünf Nachwuchskräfte eingearbeitet werden, um die 67 Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums noch im Juli zu verstärken.

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