Bottlerplatz in Bonn Haus der Bildung wird teurer

Bonn · Der Umbau des Alten Stadthauses am Bottlerplatz zum Haus der Bildung wird bis zu 1,4 Millionen Euro teurer, und die Fertigstellung verzögert sich voraussichtlich um zwei Monate auf Mai 2014. Diese Nachricht erreichte den zuständigen Projektbeirat in seiner Sitzung am Mittwochabend.

Die Kosten für das gemeinsame Domizil von Stadtbibliothek und Volkshochschule sind bei 19,4 Millionen Euro festgeschrieben. Laut Städtischem Gebäudemanagement (SGB) werden Um- und Neubau eine Million Euro und damit 5,2 Prozent teurer als geplant.

Da im Lauf der Bauarbeiten noch Nachträge für Unvorhergesehenes zu erwarten sind, liegt die Prognose für die Fertigstellung bei 20,8 Millionen Euro und damit 7,2 Prozent über dem Budget. Grund für die Kostensteigerung sind vor allem Überraschungen im denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude aus den 20er-Jahren.

Allein eine Million Euro ist für Mehrmasse beim Rohbau veranschlagt. "Wir mussten das Haus statisch ertüchtigen und mehr Stahl einbauen als ursprünglich geplant", erklärte Projektleiter Detmar Kühl vom SGB. Denkmalgerechte Türen und Zargen schlagen mit 135.000 Euro zusätzlich zu Buche, die Verbesserung des Baugrunds mit 150.000 Euro.

Schäden am Dach sorgen dafür, dass "etliche Kubikmeter" Holz ausgetauscht werden müssen. Materialproben im März hatten einen deutlichen Befall mit einem Holz zerstörenden Pilz ergeben. "Das positive Ergebnis ist, dass es sich nicht um Hausschwamm handelt, der die unangenehme Eigenschaft hat, dass er Mauerwerk zerstört", sagte Kühl.

Gefunden wurde der Braune Kellerschwamm. "Was macht der unterm Dach?", fragten Beiratsmitglieder unisono. Sporen des Pilzes wurden laut Kühl im gesamten Dachgeschoss gefunden, "weil dort jahrelang Leckagen zu spät entdeckt und saniert worden sind". Wenn es nicht mehr reintropft, ist der Kellerschwamm jedoch nicht mehr gefährlich.

Borkenkäfer und Holzbock haben ebenfalls Sparren beschädigt, sind aber beide nicht mehr aktiv. Das Dach wies bei näherer Betrachtung auch kriegsbedingte mechanische Schäden auf: Durchschüsse und einen alten Brandschaden. Insgesamt müssen laut Kühl 38 Stellen am Dach ausgebessert werden, Kosten insgesamt 8000 bis 10.000 Euro.

"Uns ist auch klar, dass man Sachen findet, wenn man im Bestand baut", sagte Bärbel Richter, Fraktionschefin der SPD. Sie warnte davor, "eine attraktive Hülle zu bauen und den Holzbock zu verscheuchen", dann aber bei den künftigen Nutzern zu sparen. "Wir müssen einen attraktiven Lernort schaffen", fordert sie.

Auch Kulturdezernent Martin Schumacher sieht nicht viel Sparpotenzial: "Das Haus der Bildung ist eine Visitenkarte im Herzen der Stadt, da dürfen wir keinesfalls an der Innenausstattung sparen." Luxus ist da ohnehin nicht geplant, wie Architekt Alexander Koblitz später bei der Vorstellung der Materialien zeigte (siehe unten). Laut SGB gibt es noch Einsparmöglichkeiten, zum Beispiel wenn man die Toilettenräume nicht bis zur Decke fliest. Die fehlende Million lässt sich damit nicht ausgleichen.

Die Kommunalpolitiker waren nicht begeistert, fanden die Gründe für die Kostensteigerung aber nachvollziehbar. "Es war allen klar, dass das keine Punktlandung werden kann. Wenn am Ende 10 Prozent mehr rauskommen, wird Ihnen keiner den Kopf abreißen", sagte Arno Hospes (CDU) in Richtung Projektleiter.

"Bisher ist der Laden straff geführt. Bei einem so knorrigen Altbau habe ich immer Unvorhersehbares einzukalkulieren", sagte Joachim Decker (Bürger Bund), der selbst Architekt ist.

"Wir haben es mit einer sehr misstrauischen Öffentlichkeit zu tun, was öffentliche Bauprojekte angeht", gab Hartwig Lohmeyer (Grüne) zu bedenken. Der Projektbeirat gab der Verwaltung schließlich als Hausaufgabe mit, in einer Vorlage für die nächste Ratssitzung alle Fakten aufzuschreiben und einen Vorschlag zu machen, wie die Mehrkosten aus dem städtischen Haushalt gedeckt werden können.

Mit Geld aus der Städtebauförderung soll das Umfeld des neuen Haupteingangs zum Haus der Bildung am Mülheimer Platz verbessert werden. Die Rampe der Tiefgaragenausfahrt könne nicht verlegt werden, kündigte Stadtbaurat Werner Wingenfeld an. "Das wären immense Kosten."

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