26,4 Millionen Euro Haus der Bildung wird noch teurer

BONN · Diese Hiobsbotschaft hat den Ratspolitikern die Vorfreude auf das Wochenende gründlich verhagelt: Die Kosten für das Haus der Bildung sind weiter gestiegen und liegen zurzeit bei 26,4 Millionen Euro.

 Der Innenausbau im Haus der Bildung geht weiter: Im Sommer sollen Volkshochschule und Zentralbibliothek einziehen können. Was das Projekt am Ende gekostet haben wird, ist zurzeit noch offen.

Der Innenausbau im Haus der Bildung geht weiter: Im Sommer sollen Volkshochschule und Zentralbibliothek einziehen können. Was das Projekt am Ende gekostet haben wird, ist zurzeit noch offen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Architekt Alexander Koblitz und Detmar Kühl vom städtischen Gebäudemanagement (SGB) wollen die Summe zwar noch auf 24,9 Millionen drücken. Doch die Politiker gestern Abend im SGB-Ausschuss ahnen: Am Ende wird das Projekt vermutlich um die 30 Millionen Euro kosten, meinte Tom Schmidt (Grüne).

Mit versteinerten Mienen hörten die Ausschussmitglieder den Vortrag des Architekten über die Gründe für die Kostensteigerungen des Hauses der Bildung, in dem nach derzeitigem Stand im Sommer die Zentralbücherei und die Volkshochschule einziehen sollen. Marion Duisberg, kommissarische Leiterin des SGB, nannte die Kostensteigerung denn auch "ungewöhnlich".

Koblitz schlug den Bogen von den Schwierigkeiten der öffentlichen Hand zu bauen bis hin zu den komplexen Problemen, die die Baustelle seit Monaten verfolgten. Dazu zählt der lange Streit "aus den unterschiedlichsten Gründen" mit einer Gerüstbaufirma, die ihr Hochgerüst im großen Saal der späteren Bücherei partout nicht abbauen wollte. Das habe zu immensen Verzögerungen geführt und den Ausbau des Saals massiv behindert. Wie berichtet, gab es Streit um die Gerüstmiete.

Firmeninsolvenzen, unvorhergesehene Schadstofffunde, eine herabgefallene Betondecke, jede Menge Änderungswünsche und der denkmalgeschützte Altbau, der "viel, viel Geld gekostet hat und planerisch ein Debakel ist:" Die Palette an Gründen für die Kostenexlosionen, die Koblitz nannte, ist lang. Aber auch das öffentliche Vergaberecht, das den Architekten regelrecht "Handschellen und Fußfesseln" anlege, sowie die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) führten mit zu den Kostensteigerungen, sagte Koblitz. Weil die öffentliche Hand den billigsten Anbieter nehmen müsse, böten Unternehmen "Kampfpreise", die in der Praxis unrealistisch seien und zu zahlreichen Nachtragsforderungen führten.

Zudem sei die Feuerwehr "der Staat im Staat", denn die hohen Auflagen des Brandschutzes leisteten ebenfalls ihren Beitrag zu Kostensteigerungen. In den 2008 geschätzten Kosten von nur 11,5 Millionen Euro seines Büros seien viele Dinge, wie etwa die Dachsanierung nicht berücksichtigt gewesen. Zum Ratsbeschluss von 2010, das Haus der Bildung schließlich für 19,4 Millionen Euro zu bauen - also für 7,9 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant - sagte Koblitz: "Ich weiß nicht, wie diese Summe eigentlich zustande gekommen ist. Sie stand plötzlich da."

Die Kommentare der Politiker waren entsprechend harsch. "Das ist eine Katastrophe", sagte Birgitta Jackel (CDU). Auch sei es falsch zu sagen, die öffentliche Hand müsse stets den billigsten Anbieter nehmen. "Ausschlag gebend ist das wirtschaftlichste Angebot", erklärte sie. "Architektenprosa" nannte Rolf Beu (Grüne) den Vortrag von Koblitz. Denn danach seien Kostenexplosionen bei öffentlichen Bauten völlig normal. "So kann man nicht mit Steuergeldern umgehen", sagte Beu.

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