Lehrstuhlinhaber für alt-katholische Theologie Günter Eßer in den Ruhestand verabschiedet

BONN · "Ich hoffe, Sie können mich alle gut verstehen", fragt Günter Eßer die Gäste in der Namen-Jesu-Kirche. "Die Mikrofonanlage hier ist nämlich alt-katholisch: Sie weiß genau, was sie zu tun hat, macht das jedoch auf ihre ganz eigene Weise."

 Bischof Matthias Ring (rechts) dankt Günter Eßer.

Bischof Matthias Ring (rechts) dankt Günter Eßer.

Foto: Horst Müller

Der bisherige Inhaber des Lehrstuhls für alt-katholische Theologie an der Universität Bonn wurde am Samstagmittag in dem Gotteshaus in der Bonngasse in den Ruhestand verabschiedet. Und so viele Zuhörer wollten seine "Lectio Ultima", seine offizielle universitäre Abschiedsvorlesung hören, dass extra Stühle und Papphocker neben den Kirchenbänken platziert werden mussten.

Die Kirche müsse dem Leben dienen, das sei ihre ureigenste Aufgabe, so der Theologe, der in Zukunft auch weiterhin die Ausbildung der Vikare leiten wird. Fast 20 Jahre hatte der gebürtige Kölner den Lehrstuhl am Seminar für alt-katholische Theologie der Universität Bonn inne. Es handelt sich um den einzigen Lehrstuhl für alt-katholische Theologie in Deutschland.

"Er hat das Seminar mit sehr großem persönlichen Einsatz geleitet", dankte Bischof Matthias Ring dem Theologen und Priester in seiner Begrüßungsrede. Wichtig sei Eßer dabei immer die Verbindung zwischen der Lehre und dem praktischen kirchlichen Handeln gewesen.

Seit 1993 ist der 1949 geborene ehemalige Dominikaner Mitglied der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Zunächst war er von Mai 1993 bis September 1997 Pfarrer der Gemeinde Mannheim-Waldhof. In dieser Zeit habilitierte er an der Christkatholischen Fakultät der Universität Bern.

Nach einer einjährigen Vertretungszeit am alt-katholischen Lehrstuhl in Bonn wurde er am 13. März 1998 zum Professor für alt-katholische Theologie und Direktor des Seminars der Universität Bonn durch die damalige Ministerin für Wissenschaft und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen ernannt.

Auch als Wissenschaftler und Forscher ist Günter Eßer stets ein Mann der Seelsorge geblieben: Als Geistlicher hat er unzählige Menschen auf ihrem persönlichen Weg begleitet. Auch über die Grenzen seiner eigenen Kirche hinaus zu wirken, war ihm stets wichtig: So engagiert er sich bis heute für den jüdisch-christlichen Dialog und ist Mitglied in ökumenischen Dialogkommissionen.

Als Dank für Eßers Arbeit und seinen Einsatz überreichte ihm sein Nachfolger am Lehrstuhl, Professor Andreas Krebs von der Uni Bern, zum Abschied eine Denkschrift mit dem Titel "Weg-Gemeinschaft".

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