Strafe für Dopingmittelhandel Gericht verurteilt 29-jährigen Bonner zu 80 Sozialstunden beim Grünflächenamt

Bonn · Sein großer Bruder, 36 Jahre alt, war eine ganz große Nummer im weltweiten Handel mit Dopingpräparaten. Doch auch der heute 29-jährige Bruder mischte im Geschäft mit anabolen Steroiden für Kraftsportler ordentlich mit. Gestern erhielt er dafür vom Landgericht die Quittung: Der Angeklagte wurde zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Die Richter der dritten großen Strafkammer sprachen den geständigen Mann, der selbst Bodybuilding betreibt, am dritten Verhandlungstag schuldig, Arzneimittel zu Dopingzwecken im Sport in den Verkehr gebracht zu haben. Genau dieser Straftatbestand hatte seinem Bruder 2012 im damals bundesweit größten Dopingmittel-Prozess eine viereinhalbjährige Haftstrafe eingebracht.

Der ehemalige Betreiber mehrerer Modeboutiquen in der Innenstadt war in der internationalen Bande - die Mitglieder hatten offenbar nur über das Internet Kontakt - unter dem Pseudonym "Mr. Moxy" zum Buchhalter aufgestiegen. Die gesamte Gruppe soll zwischen 2008 und 2010 mehr als 40 Millionen Dollar umgesetzt haben. Davon soll "Mr. Moxy" fast 300 000 Euro als Lohn für seine buchhalterischen Dienste erhalten haben.

Der jetzt verurteilte Bruder war schon damals ins Visier der Ermittler gerückt. Nachdem sich ein Abnehmer der Dopingmittel 2008 anonym bei der Polizei gemeldet hatte, weil er mit den Präparaten unzufrieden war, begannen die monatelangen und länderübergreifenden Ermittlungen unter der Leitung des Bundeskriminalamtes. Der 29-Jährige hatte die Daten von Freunden benutzt, um Grundstoffe zum Mischen sowie fertige Mittel zu bestellen und an Packstationen der Post schicken zu lassen. Anschließend verkaufte der Angeklagte die Mittel an "einen großen Abnehmerkreis", so der Kammervorsitzende.

Was der 29-Jährige nicht wusste: Die Fahnder hatten mehrfach Pakete aus den Packstationen auf ihren Inhalt überprüft und anschließend wieder zurückgelegt. Einige Lieferungen wurden auch komplett aus dem Verkehr gezogen, um sie im Labor untersuchen zu lassen.

Wie viel der Kraftsportler daran verdiente, konnte laut Urteil nicht genau aufgeklärt werden. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass es ein lukratives Geschäft war", sagte der Richter. Nach der Festnahme des Angeklagten Ende 2010 wurden knapp 4000 Euro von den Konten des Mannes beschlagnahmt.

Bei den weltweiten Durchsuchungen wurden die Ermittler auch in Bonn fündig. Der Angeklagte hatte die Präparate bei sich zu Hause, in einem Geschäft seines Bruders sowie bei einem Bekannten gelagert. Seitdem der 29-Jährige damals vorübergehend festgenommen wurde, ist er strafrechtlich nicht mehr in Erscheinung getreten.

Der Richter betonte, dass der Dopinghändler - anders als Drogendealer - keine Notlage von Menschen ausgenutzt habe. Die Kunden hätten die Mittel "aus freien Stücken" gekauft. "Aufgabe der Gerichte ist es jedoch, die “Volksgesundheit„ zu schützen." Damit der Verurteilte "die vorhandene Kraft im Sinne der Allgemeinheit einsetzen" kann, wurden dem Bodybuilder 80 Sozialstunden auferlegt. Diese muss er beim Grünflächenamt der Stadt ableisten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort