FDP: CDU demontiert ihre OB-Kandidaten

BONN · Der Streit in der Bonner CDU um die überraschende Absage der Wuppertaler Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher als mögliche Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt zieht weitere Kreise. Ex-Parteichef Stephan Eisel wirft dem Ratsherrn Georg Fenninger parteischädigendes Verhalten vor.

Der Streit in der Bonner CDU um die überraschende Absage der Wuppertaler Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher als mögliche Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt zieht weitere Kreise. Der ehemalige CDU-Parteichef Stephan Eisel hat in einem internen Schreiben an die Ratsfraktionsmitglieder Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger angegriffen und ihm "parteischädigendes" Verhalten vorgeworfen. Auch die FDP, die mit der CDU und den Grünen im Rathaus zurzeit am Verhandlungstisch zwecks Bildung einer Ratskoalition sitzt, hat den Vorgang gestern scharf kritisiert.

Zum Hintergrund: Die Wuppertaler Polizeichefin galt in der vorigen Woche noch als eine heiße Kandidatin der Union für die Wahl des neuen Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin im September 2015. Wie berichtet, tritt Amtsinhaber Jürgen Nimptsch (SPD) nicht mehr an. Am Montag sagte Radermacher dann plötzlich ab. Offiziell nannte sie berufliche Gründe.

Doch die Bewerbung der Behördenleiterin war insbesondere bei CDU-Ratsfraktionschef Klaus Peter Gilles und Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Zumal der Vorschlag von der Landespartei gekommen sein soll, was die beiden Ratspolitiker auch als eine gewisse Bevormundung empfanden. Daraus hatten beide in der Öffentlichkeit keinen Hehl gemacht, nachdem die potenzielle Bewerbung Radermachers am vorigen Donnerstag bekannt geworden war.

Für helle Empörung soll innerhalb der CDU dann aber insbesondere Fenningers Äußerung gegenüber den Medien gesorgt haben, es gebe auch Kandidaten mit höherer Kommunalverwaltungskompetenz und einem deutlichen Bezug zu Bonn.

Der ehemalige CDU-Vorsitzende Stephan Eisel beklagte sich in einem Rundbrief an die Fraktion bitter über Fenninger. In dem Schreiben, das dem GA vorliegt, heißt es unter anderem: "Das Bild, das wir als Bonner CDU mit solchen Äußerungen abgeben, ist erbärmlich". Die Äußerung von Georg Fenninger über eine mögliche Kandidatin für die OB-Wahl sei "völlig inakzeptabel, schlicht parteischädigend und gegenüber der Betroffenen menschlich unanständig". Derartige Versuche von Fenninger, "einen demokratischen Auswahlprozess durch die öffentliche Demontage ihm unliebsamer Kandidaten zu unterlaufen", könnten nicht folgenlos bleiben, so Eisel weiter.

In die gleiche Kerbe schlägt auch FDP-Landtagsabgeordneter Joachim Stamp. "Die Provinzposse um die Kandidatenauslese der CDU in Bonn erfüllt mich mit Sorge", kritisierte er gestern. Wenn die CDU mit der "öffentlichen Demontage" ihrer Kandidaten weiter mache, schrecke sie fähige Kandidaten ab, warnte er. Falls die CDU einen gemeinsamen Kandidaten der drei möglichen Koalitionspartner möchte, sollte ihr klar sein, dass Grüne und FDP nicht irgendeinem "Provinzfürsten" zustimmen würden, dessen Hauptqualifikation ein CDU-Parteibuch sei.

Fenninger selbst gab sich ob der Kritik gestern gelassen. Er habe Eisel geschrieben, dass er sich mit ihm, der keinerlei Funktion mehr in der Partei habe, über die Kandidatenfrage nicht unterhalten wolle. In einem internen Schreiben gegenüber den Fraktionskollegen, das dem GA ebenfalls vorliegt, räumt Fenninger allerdings eine falsche Wortwahl ein. "Ich werde mich zur OB-Kandidatur nun überhaupt nicht mehr persönlich äußern", schreibt er.

Parteichef Christos Katzidis gestern auf die Frage, was er von der Auseinandersetzung halte: "Sehen Sie es mir nach, wenn ich das nicht kommentieren will."

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