Schulausschuss Bonn Es holpert beim inklusiven Unterricht

BONN · Die Stadt hofft, dem kommenden Ansturm von Kindern mit Förderbedarf auf weiterführende Schulen mit zwei Beschlüssen gerecht zu werden: einerseits mit einer Reduzierung der Klassenstärke auf 27 Kinder in Schulen mit gemeinsamem Lernen und der Beibehaltung der Zahl von mindestens zwei Kindern mit Behinderung pro Klasse.

Das beschloss der Schulausschuss mit der Ergänzung der Linken, dass das Schulamt die Kinder, die nicht auf die vorhandenen sonderpädagogischen Plätze verteilt werden können, vor allem auf die Schulen schicken möge, die bisher die durchschnittliche Besetzung von zwei Kindern pro Klasse nicht erfüllen. Andererseits will die Stadt mit einer Mindestgrößenverordnung zwei ihrer Förderschulen retten und in sogenannte Teilstandorte umwandeln: die Johannes-Gutenberg-Schule und die Gartenschule. Die Entscheidung hierzu verschob der Ausschuss nach reger Diskussion jedoch in die nächste Sitzung.

Denn natürlich dürfte der Verbleib von Fachpersonal auf den Förderschulen Konsequenzen für die Ausstattung der Regelschulen haben. Deshalb handelte sich die Stadt harsche Kritik auch beim Sitzungspublikum ein. "Einziges Ziel dieser abenteuerlichen Konstruktionen ist offenbar, in Bonn ein flächendeckendes Netz von Förderschulen zu erhalten, obwohl dafür die Nachfrage nicht reicht", erklärte Ingrid Gerber vom Verein Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen.

Das Schulgesetz sehe vor, dass Kinder mit Behinderung in allgemeinen Schulen unterrichtet werden sollten. "Stattdessen sollen sie wohl von den Regelschulen ferngehalten werden." Eine zementierte Sonderschullandschaft koste nicht nur viel Geld, sondern untergrabe auch die Ausstattung inklusiver Schulen mit Sonderpädagogen. Was die Direktoren der Förderschulen im Publikum ganz anders sahen und den Vorschlag der Stadt wie auch zum Beispiel die CDU im Ausschuss begrüßten.

Dass Bonn im kommenden Schuljahr auf jeden Fall 120 Kinder mit Förderbedarf auf ihre fünf Gesamtschulen kommen wollten, rechnete die Schulaufsicht vor. In diesem Jahr hätten jedoch nur 63 dort aufgenommen werden können. Die Beueler Gesamtschule hatte signalisiert, dass sie die Zahl von zwei Förderschülern pro inklusiver Klasse nicht überschreiten wolle. "Wir bekommen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft von Gesamtschulen. Andere nehmen mehr als zwei Kinder mit Förderbedarf auf", konterte Schulamtsleiter Zelmanski. Er kündigte an, dass sich Schulen auf Zuweisungen einrichten müssten. Auf keinen Fall wolle man dulden, dass, wie derzeit, 32 Förderschüler in sieben Hauptschulklassen konzentriert würden. Warum die Gymnasien nicht Kinder mit Förderbedarf nähmen, fragte der Ausschuss. "Eltern fragen Gymnasien kaum nach", so Zelmanski.

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