Rainer Kardinal Woelki Erste Predigt im neuen Amt im Bonner Münster

BONN · Rainer Kardinal Woelki predigt zum ersten Mal im neuen Amt im Bonner Münster. Mehr als 700 Gläubige begrüßen ihn begeistert.

 Kardinal Rainer Maria Woelki betet im Münster.

Kardinal Rainer Maria Woelki betet im Münster.

Foto: Barbara Frommann

Am Samstag konnte der neue Kölner Kardinal seinen Lieblings-Fußballclub im Müngersdorfer Stadion zwar nicht, wie vom 1. FC gewünscht, auf "Woelki sieben" verhelfen: Köln ging ausgerechnet gegen das Team von Woelkis vormaliger Bischofsstadt Berlin unter. Dafür verbuchte Rainer Kardinal Woelki jedoch gestern bei seinem ersten Besuch des Münsters einen glatten Punktsieg.

In dem mit mehr als 700 Gläubigen übervollen Gotteshaus erhielt "der Neue" schon bei der Begrüßung durch Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher donnernden Vorschussapplaus. Und in seiner Predigt zum Christkönigsfest erwies sich der Kardinal der Vorschusslorbeeren als würdig: Der 58-Jährige zeigte deutlich Kante und erklärte Menschen zu den wirklichen Königen im Sinne des Evangeliums, von denen es so mancher in dieser Predigt wohl nicht erwartet hätte.

"Unsere eigentlichen Könige wollen nicht am nächsten Tag mit ihren Taten in der Zeitung stehen", legte der Kardinal den Finger in die Wunde der Geltungssucht. Die wirklichen Könige Jesu seien nicht diejenigen, die den Mächtigen huldigten, holte der hochgewachsene Kardinal aus. Kein Fußballkaiser in Kitzbühl, kein König der Biere, und kein Zeitgenosse, der anderen nicht auf Augenhöhe begegne, führe im Sinne Gottes königliche Macht aus. Nein, es seien die Ehrenamtlichen etwa der Kleiderkammern und Tafeln, die Obdachlosen und Flüchtlingen mit Liebe begegneten, sie mit dem Nötigen versorgten, die dem christlichen König-sein entsprächen. "Sie sind den anderen Diener. Sie sind nicht von Unfrieden bestimmt. Und ich glaube an ihre Macht der Liebe", predigte der Kölner Kardinal.

Das Evangelium wolle verwirklicht, Gottes Reich schon heute konkret werden. Immer wieder müsse die Welt erneuert werden - und nicht mit Gewalt, Terror, Folter und Waffen. "Wir müssen alle unsere Liebe zur Macht überwinden. Wir sind vom Herrn zu dieser Art Königskinder gemacht", erklärte der Kardinal. Und Humor bewies er auch, als er schließlich auf einen eigenen Versprecher amüsiert reagierte. "Gloria, Ehre sei Gott", sangen die Gläubigen, dass es im Münster nur so schallte.

Woelki, der ehemalige Theologiestudent, der von 1997 bis 2003 als Direktor des Collegium Albertinum in Bonn amtierte, war zurückgekehrt. "Als ich jetzt eintrat, habe ich mich erinnert, wie ich schon als Student immer wieder hier in dieses herrliche Münster fand", bekannte er. Nicht nur OB Jürgen Nimptsch in den Reihen der Gläubigen wird's gefreut haben.

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