Filmstudio am Markt Erneut muss ein Kino in Bonn schließen

BONN · Wieder ist Bonn um ein Kino ärmer. Für das Filmstudio am Markt fiel am Sonntagabend der letzte Vorhang. Das Gebäude, in dem sich das vor mehr als 50 Jahren eröffnete Kino gleich neben den bereits seit 1913 am Markt beheimateten Stern-Lichtspielen befindet, ist nach GA-Informationen verkauft worden.

Details zum Käufer und zur künftigen Nutzung des Hauses am Markt 10-12 wurden bisher nicht bekannt. Direkt nebenan im gleichen Haus befinden sich die Räume des einstigen "Marktkruges". Die Gaststätte ist bereits seit gut zwei Jahren dicht. Der damalige Wirt hatte von heute auf morgen die Tür abgeschlossen und war verschwunden, obwohl der Pachtvertrag noch lief.

"Wir haben von ihm nichts mehr gehört", sagte Uwe Gymnich vom Getränkegroßhändler Wifa, der die Gaststätte gemietet hatte. Gymnich weiß, dass das Haus bereits Anfang Januar den Beisitzer gewechselt haben soll. "Wir erhielten vom Hausverwalter anschließend die Aufforderung, das Inventar aus der Gaststätte zu räumen, was im März geschah", sagte er.

Am Montag nun standen die Möbelpacker vor der Tür des Filmstudios und räumten den großen Kinosaal mit rund 300 Plätzen leer. An den hohen Wänden blieb lediglich die schwere, rote Stoffverkleidung hängen. Während ab mittags im Stern der Filmbetrieb regulär weiterging, blieb das Rolltor am Filmstudio unten.

Betreiber der Stern-Lichtspiele und des Filmstudios ist das Unternehmen Cinestar. Deren Geschäftsführer Matthias Kutz betonte gestern auf GA-Nachfrage, dass "ausschließlich der Kinosaal mit dem Namen Filmstudio" wegfalle. Der Betrieb der Stern-Lichtspiele werde regulär in den verbleibenden drei Sälen fortgesetzt. "Diese Säle werden in Kürze renoviert und digitalisiert, um die Stern-Lichtspiele für die Zukunft zu rüsten", versicherte Kutz.

Ein Trost für Oliver Hoffmann. Denn der Inhaber eines Juweliersgeschäfts in der Innenstadt und Vorsitzende des Vereins "City Marketing" bedauert die Schließung des Filmstudios . "Damit geht wieder ein Stück Tradition in Bonn verloren und damit auch ein Angebot, das abends Leben in die Innenstadt bringt", sagte Hoffmann. In der Vergangenheit hätten ja schon mehrere Kinos in bester Citylage schließen müssen.

Spektakulär war das Aus für das Metropol-Kino 2006. Dort ist heute die Buch- und Medienhandlung Thalia untergebracht. Zwischen dem Eigentümer, dem Bonner Kaufmann Klaus Töpfer und seinen Partnern in der Metropol Immobilienmanagement GmbH, sowie der Stadt Bonn entbrannte nach der Kinoschließung ein Streit, weil die Stadt den beantragten Umbau des denkmalgeschützten Hauses abgelehnt hatte. Die Investoren setzten sich erst nach jahrelangem Rechtsstreit durch.

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