Chöre in Bonn Ensembles suchen vergeblich nach Proberaum

BONN · Die 50 Sänger des Vokalensembles Kontrapunkt wissen nicht mehr weiter. "Vor einigen Wochen ist uns der Vertrag für unseren Probenraum gekündigt worden, sodass wir ab November auf der Straße stehen", sagt Stephanie Manz, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

 Einen Probenraum sucht das Vokalensemble Kontrapunkt, hier bei der Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach in der Kirche St. Petri in Neheim-Hüsten.

Einen Probenraum sucht das Vokalensemble Kontrapunkt, hier bei der Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach in der Kirche St. Petri in Neheim-Hüsten.

Foto: Benjamin Felchner

"Wir wissen nicht mehr weiter." Auch ein weiterer Chor ist betroffen, der Bonner Männer-Gesang-Verein (BMGV) von 1859, der immer nach dem Kontrapunkt probt.

"Wir haben zuletzt im Pfarrheim von Sankt Elisabeth geprobt", sagt Manz. Die Sänger tingelten zuvor aber auch schon durch Sankt Remigius und Sankt Winfried. Jedes Mal mussten sie sich wegen angemeldeten Eigenbedarfs der Pfarreien eine neue Bleibe suchen. Das Problem sei, dass Kontrapunkt und BMGV nicht an den Gemeinden angegliedert sind. Nach der jetzigen Kündigung geht es von Pontius zu Pilatus, die Chöre haben sich an weitere Pfarreien, die Stadt und Schulen gewandt. "Leider ohne Erfolg", sagt Manz.

Das Vokalensemble existiert seit 1999 und ist aus dem Bonner Musikkreis hervorgegangen. Die Sängerinnen und Sänger sind zwischen 20 und 80 Jahre alt. "Das ist das Schöne an dem Chor, dass er generationenübergreifend ist, wirklich gemischt", sagt Manz. Einmal im Jahr führt er ein großes Konzert auf, zuletzt Bachs h-Moll-Messe im März in Sankt Joseph in Bonn und in Sankt Petri in Neheim-Hüsten.

Im Kalender steht aber auch immer ein Weihnachtskonzert, das diesmal am Freitag, 19. Dezember, in der Remigiuskirche stattfindet. Ludwig Klassen, Präsident des Bonner Männer-Gesang-Vereins, hat mittlerweile Kontakt zur Caritas in Bonn. Möglicherweise können die Chöre dort proben, fest stehe aber noch nichts. Auch er bestätigt, dass es für ein Probenlokal sonst nur Absagen gegeben habe. "Durch interne Umzüge mussten wir Räume verkleinern", sagt Werner Kentrup vom Kirchenvorstand Sankt Elisabeth. Alles sei nun beengt, für die Chöre gebe es keinen Platz mehr.

Die Zusammenarbeit mit dem Vokalensemble gebe es seit rund zehn Jahren. Sechs bis acht seiner BMGV-Männer würden auch bei Kontrapunkt mitsingen. Die 25 Aktiven aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis - in den 20er Jahren waren es mal 80, in den 50ern immerhin noch 60 - sind zwischen 60 und 80 Jahre alt.

So hängt die Zukunft des Chores weniger am Probenraum als am Nachwuchs. "Ich bin von Hause aus Optimist", sagt Klassen dazu. Auch der BMGV bietet einmal im Jahr eine größere Aufführung, singt am Samstag 22. November, ab 16 Uhr in der Namen-Jesu-Kirche an der Bonngasse.

Beide Chöre würden gerne donnerstags im Bonner Stadtgebiet proben - immer hintereinander zwischen 18.30 und 21.45 Uhr. Laut Manz wäre es schön, wenn es ein Klavier gibt oder eins mitgebracht und dort deponiert werden könnte. "Wir würden dort auch gerne mal ein Konzert geben", sagt Manz. Für einen Probenabend wäre man bereit, zwischen 40 und 60 Euro zu zahlen.

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