"Der kleine Laden" in Bonn Eine der ältesten Kinderbuchhandlungen Deutschlands

BONN · Man kann nicht Augen genug haben. Erst recht nicht, wenn man als Zoowärter viel zu gutmütig ist und jedem Tier eine gute Nacht wünschen will. Kein Wunder, dass plötzlich der Käfigschlüssel fort ist... "Gute Nacht, Gorilla ist einfach ein ganz wunderbares Kinderbuch", schwärmt Giesela Schruff-Tyrichter von der Buchhandlung "Der kleine Laden."

 Mitarbeiterin Giesela Schruff-Tyrichter vor dem "Kleinen Laden".

Mitarbeiterin Giesela Schruff-Tyrichter vor dem "Kleinen Laden".

Foto: Nicolas Ottersbach

Seit fast 65 Jahren gibt es in Bonn die Spezialbuchhandlung für Kinder- und Jugendliteratur. "Damit sind wir einer der ältesten Kinderbuchläden in Deutschland", sagt sie stolz.

Rund 50 Kunden kämen täglich in das Geschäft zwischen Friedensplatz und Stadthaus. "Und jetzt können wir auch alle wieder durchatmen", freut sie sich. Denn durch die langen Baumaßnahmen auf dem gegenüberliegenden Sparkassen-Areal waren die vergangenen Jahre weder für Mitarbeiter noch für Kunden angenehm.

"Besonders schlimm war der Abriss des alten Gebäudes. Wochenlang konnten wir weder Türen noch Fenster öffnen und überall nistete sich der feine Staub ein."

Doch auf die Kunden war Verlass. "Die haben uns auch in dieser schwierigen Zeit die Treue gehalten", sagt Giesela Schruff-Tyrichter. Jetzt kann sie den Baumaßnahmen sogar noch etwas Gutes abgewinnen. "Während früher meist Stammkunden in unser Geschäft kamen, kommt nach der Umgestaltung der Budapester Straße auch viel Laufkundschaft."

Direkt neben der Kinder- und Jugendbuchhandlung betreibt der Kirchenpavillon Bonn ein kleines Café. Das wird allerdings in den Neubau auf dem Vorplatz der Kreuzkirche ziehen. "Davon werden wir nicht betroffen sein", ist sich Giesela Schruff-Tyrichter sicher. Denn schließlich würden beide ganz unterschiedliche Personengruppen anziehen.

Sie ist zudem zuversichtlich, dass "Der kleine Laden" noch lange ausgewählte Kinder- und Jugendbücher in dem markanten Flachdachgebäude anbieten wird. "Unter der Hand haben wir erfahren, dass das Gebäude offenbar unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Etwas Besseres könnte uns nicht passieren. Damit hätten auch wir hier so etwas wie Bestandschutz", sagt die Buchhändlerin lachend.

Im Mai 1950 wurde "Der kleine Laden e.V." von den Bonner Jugendverbänden gegründet. Man wollte in der Nachkriegszeit einen Ort schaffen, an dem Kinder und Jugendliche "lesen können, was politisch neutral ist". Als Verein ist der Laden unabhängig von den Gesetzen des Marktes und kann, weil er nicht in wirtschaftlicher Konkurrenz zu anderen Buchhandlungen steht, ein außergewöhnliches Sortiment anbieten.

Dazu gehören neben den Klassikern auch Stoff-, Papp-, Bilder- und Hörbücher sowie Fachliteratur für Erzieher. Und: "Wir können alles bestellen", betont Giesela Schruff-Tyrichter. Die billigsten Bücher aus ihrem Sortiment kosten weniger als einen Euro, die teuersten sind für etwa 35 Euro zu haben.

"Der kleine Laden"

Im Mai 2015 feiert "Der kleine Laden" 65-jähriges Bestehen. In dieser Zeit war er in verschiedenen Domizilen untergebracht. Die wichtigsten Stationen: 1950 Eröffnung des Kiosks auf einem Trümmergrundstück an der Ecke Markt/Brüdergasse; Mitte der 1950er Jahre Umzug zum Remigiusplatz; 1959 Umzug ins selbstgebaute Ladenlokal an der Budapester Straße 5; 2006 Auszeichnung auf der Leipziger Buchmesse zu "Kinderbuchhandlung des Jahres".

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