Kommentar Ein hoher Preis

Noch befindet sich das Rathaus im Winterschlaf, doch die jüngste Hiobsbotschaft zum WCCB dürfte ihn jetzt schnellstens beenden. Sechs Millionen Euro muss die Stadt Bonn jetzt allem Anschein nach zusätzlich zur Fertigstellung des neuen Kongressaals ausgeben.

Das ist unfassbar. Vor allem vor dem Hintergrund der brisanten Haushaltslage: Im Doppelhaushalt 2015/2016 klafft ein Defizit von 154 Millionen Euro. Und der Schuldenberg der Stadt Bonn liegt bei 1,67 Milliarden Euro. Ob mit dieser Kostensteigerung das Ende der Fahnenstange erreicht ist, kann abschließend auch noch niemand sagen.

Damit es niemand falsch versteht: Dass das WCCB fertiggestellt werden muss, daran ist nicht zu rütteln. Allerdings müssen die Stadt und ihre Bürger für das Projekt, das Bonn ursprünglich keinen Euro kosten sollte, nunmehr einen Preis zahlen, der fernab jedes Albtraums liegt. Der WCCB-Insolvenzverwalter, Christopher Seagon, hatte einst rund 75 Millionen Euro Fertigstellungskosten für Konferenzzentrum plus Hotel genannt. Heute reicht dieser Betrag unter der Oberbauaufsicht der öffentlichen Hand gerade einmal aus, um nur das Konferenzzentrum einsatztauglich zu machen.

Addiert man die bereits verbauten und in Teilen verschwundenen Millionen aus dem Steuersäckel hinzu, wird der Titel "UN-Stadt" rund 200 Millionen Euro kosten. Insgesamt natürlich viel mehr, denn die "Nebenkosten" haben sich auch als Millionenfalle erwiesen: Allein zehn Millionen für Berater.

Bei nur rund 310.000 "haftenden" Einwohnern stellt Bonn damit bei der Pro-Kopf-Skandalbelastung andere öffentliche Baudesaster zwischen Elbphilharmonie (Hamburg) und Nürburgring (Rheinland-Pfalz) locker in den Schatten. Es ist überhaupt die Frage, ob der Bürger jemals den tatsächlichen Gesamtschaden erfahren wird. Denn die stets für solche Leuchtturm-Projekte proklamierte Umwegrendite ist ja seit dem Baustillstand im Spätsommer 2009 auch nicht geflossen.

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