SPD-Fraktionschefin Ein Frühstück mit Bärbel Richter

Bonn · Ordnungsliebend ist sie, die Chefin der Bonner SPD-Fraktion. Und mit der Ordnungsliebe fängt Bärbel Richter schon morgens früh an. Auch auf ihrem Frühstücksteller hat es die 55-jährige Archivarin, die für die Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet, eben gerne aufgeräumt.

 Mit Messer und Gabel, aber immer ohne Süßes: Bärbel Richter mag's morgens auch zum Frühstück lieber herzhaft. Das Marmeladen-Töpfchen bleibt ungeöffnet.

Mit Messer und Gabel, aber immer ohne Süßes: Bärbel Richter mag's morgens auch zum Frühstück lieber herzhaft. Das Marmeladen-Töpfchen bleibt ungeöffnet.

Foto: Barbara Frommann

Richter: Ich mag es nicht, wenn Käserinde auf meinem Teller liegt.

Also kommt bei ihr zu Hause ein Abfallschälchen auf den Tisch. Aber auf keinen Fall einer dieser kleinen Plastikeimer mit Schwenkdeckel, wie sie bisweilen in Hotels vorkommen. Die findet Richter furchtbar. Kein Wunder, schließlich hat man es mit einer Freundin skandinavischen Designs zu tun, die von den Reisen mit ihrer Lebenspartnerin Hillevie Burmester ins schwedische Ferienhaus gerne mal Formschönes aus dem Norden mitbringt. Geschirr und Schalen kommen auf den liebevoll gedeckten Tisch, wenn's beim Frühstück im Friesdorfer Reihenhaus schön und gemütlich werden soll.

Richter: Ansprechend muss der Tisch aussehen. Dann gibt es viel Käse, nie Süßes. Und eine Kanne Tee. Darjeeling, keinen Earl Grey. Gerne auch Musik dazu. Und einen Spleen habe ich noch: Ich frühstücke mit Messer und Gabel.

Ganz anders Elster, die junge Königspudel-Dame, im Haushalt Richter und Burmester. Ein cleverer Hund, der seine Frauchen mit Charme und Intelligenz fest im Griff hat. Da müssen schon mal die unteren Küchenschubladen zum Schutz mit Kindersicherungen verschlossen werden. Oder umgedrehte Stühle blockieren zu Erziehungszwecken das Sofa, das für Elster tabu sein soll.

Richter: Sie macht schon viel dummes Zeug. Aber bei Tisch betteln? Nein, das macht sie nicht.

Der Hund, aber auch andere Hobbys, wie Koch- oder Spieleabende mit Freunden und ab und zu ein Tennismatch in ihrem Verein Blau-Gelb Beuel, sind für die Sozialdemokratin willkommener Ausgleich zu Abenden in der Fraktion, in Ausschüssen, Gremien und im Rat. Nicht, dass sich Richter über den Zeitaufwand als Hobbypolitikerin an der Spitze der SPD-Fraktion beklagen würde. Dazu scheint die langjährige Kulturpolitikerin, seit 2004 im Rat, seit Anfang 2012 Fraktionschefin, zu pflichtbewusst. Ob das daran liegt, dass die gebürtige Weimarerin in Stuttgart aufgewachsen ist? Zumindest sind Richter, die in München und Freiburg studiert hat, schwäbische Tugenden nicht fremd. Ob im Stadtrat, im Verwaltungsrat der Sparkasse, als Aufsichtsrätin des Beethovenfests, Vize-Chefin der Freibad Freunde Friesdorf und und und, sie nimmt es mit den Dingen genau.

Richter: Ich kann nicht verstehen, dass immer wieder vertrauliche Unterlagen vor der Zeit in die Öffentlichkeit gelangen. Ich gehe mit den Dingen anders um.

Aber das ist nicht das einzige, was sie in Bezug auf die Stadt Bonn umtreibt, in der sie seit 1990 gerne lebt. Wo sie noch lieber lebte, daraus macht sie keinen Hehl, wenn es auch ein Beethoven Festspielhaus gebe.

Richter: Ich habe die Sorge, dass es den Mut im Rat nicht geben wird. Schließlich haben wir alles beschlossen, was man beschließen müsste. Trotzdem tut sich nichts.

Was die SPD-Frau nicht der Situation mit einem roten OB und einer schwarz-grünen Mehrheit geschuldet wissen will.

Richter: Das bin ich aus Süddeutschland gewohnt. Das Herumtreiben in der Republik prägt einen Menschen. Ich habe einfach schon Verschiedenes gesehen.

Aber was sie derzeit im Bonner Stadtrat sieht, bekümmert sie.

Richter: Wir sind in der Gefahr, gar nichts mehr zu entscheiden. Es fehlt der Mut.

Nahezu eine Schreckstarre, die für die Friesdorferin unter anderem auf die lähmenden Erfahrungen mit der Bauruine WCCB zurückzuführen ist. Nun gehe es auch an anderen Stellen nicht weiter. Zum Beispiel beim Viktoria-Carrée. Fertiggestellt ist dagegen die Siedlung An Brenigs Ziegelei, in der Bärbel Richter wohnt und die lebhafte Nachbarschaft genießt. Mit Kindern, Hunden und viel Gemeinsamkeit.

Frühstück mit...

Für manche ist es die wichtigste Mahlzeit des Tages, für andere nicht mehr als ein hastig heruntergekippter Kaffee. Frei nach dem Motto des Philosophen Ludwig Feuerbach "Der Mensch ist, was er isst", lernt der GA Menschen aus der Region beim Frühstück kennen. Die Spielregel: Der Gast bestimmt, wo was auf den Teller und in die Tasse kommt. Diesmal trifft Sylvia Binner die Bonner SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter im Bon(n)goût.

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