Aqela aus Afghanistan vor Operation in Bonn Ein Eingriff mit hohem Risiko

BONN · Die zwölfjährige Aqela aus Afghanistan wird am Dienstag in der Bonner Uniklinik zum zweiten Mal am Kiefer operiert.

 Vor der Operation: Kieferchirurg Rudolf Reich mit seiner Patientin Aqela gestern im Bonner Uniklinikum.

Vor der Operation: Kieferchirurg Rudolf Reich mit seiner Patientin Aqela gestern im Bonner Uniklinikum.

Foto: STEFAN KNOPP

Die zwölfjährige Aqela wächst, aber ihr Unterkiefer wächst nicht schnell genug mit. Die Folge: Das Mädchen aus Afghanistan kann seinen Mund maximal um drei Millimeter öffnen. "Sie mag so gerne Möhren", sagt Zafar Khalil vom Verein für Afghanistan-Förderung, der Aqela in Deutschland betreut. Die müssten für sie zerkleinert werden, weil sie sie nicht zerbeißen kann. Seit ihrer Geburt lebt die Zwölfjährige mit einem verkürzten Kiefer. Ihre Zunge lag zu weit hinten und blockierte beim Schlafen die Atmung. Schon 2007 konnten Bonner Chirurgen ihren Unterkiefer mittels Knochenverlängerung erweitern.

Am Dienstag ab acht Uhr wird Aqela wieder operiert - wie schon vor sieben Jahren von Rudolf Reich, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie am Uniklinikum Bonn. Die Operation ist unbedingt notwendig. "Es spielt sich alles an der Schädelbasis ab", sagte Reich gestern. Er will eine Verknöcherung zwischen Unterkiefer und Schädel entfernen und dort ein Stück Silastik einsetzen, das einen Abstand zwischen Schädel- und Kieferknochen aufrechterhält. "Dann wird ihr Bauchfett entnommen, das um die Lücke herumgelegt wird. Dieses Fett kann die Knochenneubildung hemmen." Für diese Operation muss Reich von außen nahe dem Ohr auf den Kiefer zugreifen - eine riskante Stelle. "Der Gesichtsnerv verläuft direkt über dem Kiefergelenk." Zugleich rückt er den Unterkiefer um acht Millimeter nach vorne. Die ganze Prozedur werde fünf bis sechs Stunden dauern.

All das hatte er schon damals gemacht, und Aqela konnte danach ein fast normales Kinderleben führen. Aber durch ihr Wachstum bildete sich eine neue Verknöcherung. Reich hofft, dass nach dieser OP keine weitere nötig wird, bis das Mädchen erwachsen ist. Dann könnte es eine Kiefergelenk-Prothese bekommen.

Der Bonner Verein für Afghanistan-Förderung hatte Aqelas erste Behandlung ermöglicht. Sie hatte auch eine gravierende Hüftfehlstellung, die in Dortmund erfolgreich operiert wurde. Nach der Kieferbehandlung durfte sie zurück in die Heimat, jetzt organisierte der Verein wieder die Behandlung in Bonn. Khalil dankt allen Beteiligten, vor allem aber Reich und seinem Team: Die führen die OP ohne Honorar durch. Für Material- und Medikamentenkosten wurden Spender gefunden.

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