Podiumsdiskussion der islamischen Hochschulvereinigung Drei Weltreligionen auf einer Bank

BONN · Sitzen ein Muslim, ein Christ und ein Jude in einem Hörsaal. Nein, das ist nicht der Anfang eines religiösen Witzes, sondern die Situation der Podiumsdiskussion der islamischen Hochschulvereinigung am Montagabend.

 Im Hörsaal der Uni diskutieren vor etwa 60 Zuschauern Silvia Horsch-Al Saad (von links), Frederek Musall, Moderatorin Hatice Durmaz, Elhakam Sukh und Pastorin Beate Sträter.

Im Hörsaal der Uni diskutieren vor etwa 60 Zuschauern Silvia Horsch-Al Saad (von links), Frederek Musall, Moderatorin Hatice Durmaz, Elhakam Sukh und Pastorin Beate Sträter.

Foto: Nicolas Ottersbach

Dort sprachen über die Toleranz zwischen Religionen Silvia Horsch-Al Saad, Postdoktorandin am Institut für Islamische Theologie, Frederek Musall, Juniorprofessor an der Hochschule für Jüdische Studien, Elhakam Sukhni, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie, und Pastorin Beate Sträter.

"Als wir uns vergangenes Jahr die Diskussion überlegt haben, waren wir von ihrer Wichtigkeit überzeugt, aber sind nun von der Aktualität überrascht", sagte Moderatorin Hatice Durmaz zu Beginn. Ziel sollte sein, den rund 60 Gästen die Sicht der drei Weltreligionen die Toleranz untereinander zu erläutern. "In allen Religionen gibt es Intoleranz", sagte Sträter. Entscheidend sei die Frage, warum die Quellen so interpretiert würden, dass Intoleranz entstehe. Im fünften Jahrhundert hätten die Christen Heiden und Juden ausgegrenzt, jetzt gebe es durch Organisationen wie den Islamischen Staat massive Gewalt, die religiös motiviert sei. Ihrer Ansicht nach seien vor allem gesellschaftliche Umstände dafür verantwortlich.

"Das habe wir Evangelen bei Luther erlebt", sagte sie. Obwohl er mit seinen Thesen die Gewissensfreiheit einforderte, habe es noch bis zur Zeit der Aufklärung gedauert, bis die Reformen tatsächlich umgesetzt wurden. Sie forderte zudem ein staatliches Handeln, um eine "menschenrechtliche Perspektive" einzuführen. So gebe es in Frankreich fehlende religiöse Bildung, was für Frontstellungen sorge.

"Der Religionsunterricht ist ein gutes Instrument", sagte Sträter. Allerdings dürfe sich der Staat nicht nur mit einer Religion identifizieren.

Auf die erwartete Distanzierung der muslimischen Welt in Bezug auf Extremisten ging Horsch-Al Saad ein. "Wir haben, was das angeht, keinen Referenzrahmen, aber für den Islam ist der islamische Staat weit weg, so wie für die Christen der Ku-Klux-Klan", sagte sie. Es gebe viele Koranverse, die ein friedliches Nebeneinander verschiedener Religionen beschrieben. Dort heiße es "zu Gott werdet ihr alle zurückkehren" oder "wetteifert um Gottgefälligkeit". "Die Menschen sollen mit ihren guten Taten überzeugen und nicht mit Gewalt", so die Theologin.

Dass die Wahrnehmung des Islam in Deutschland negativ ist, erklärte Sukhni anhand von Umfragen. "Manche Gruppen grenzen sich von äußeren Einflüssen ab und leben nicht nach muslimischer Tradition, sondern beginnen Quellen neu zu lesen", sagte er. Dadurch komme es zur Erstarrung von Ansichten, wie es auch beim Salafismus geschehe. Grundsätzlich sei es so, dass Minderheiten oft konservativer seien.

Laut Musall ist die Aufgabe, der man sich heutzutage Stellen müsse, die Anerkennung Andersdenkender. "Der Aushandlungsrahmen, in dem man sich dabei bewegt, ist ein ständiger dynamischer Prozess."

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