Engagierte Fürsprecher des Sports Drei Kandidaten, drei Anwälte des Sports

BONN · Egal, ob er Peter Ruhenstroth-Bauer, Tom Schmidt oder Ashok Sridharan heißen wird: Der zukünftige erste Bürger der Stadt Bonn versteht sich als Anwalt des Sports - zumindest knapp fünf Monate vor der Oberbürgermeister-Wahl am 13. September.

Der OB in spe steht vor einer großen Herausforderung: Sie besteht darin, im Kampf um die Verteilung schrumpfender Budgets den Sport angemessen zu fördern. Und nicht zuletzt Mängel im Zusammenspiel zwischen Verwaltung und Vereinen zu beseitigen.

Von der großen Bedeutung für die Volksgesundheit, von sozialen und integrativen Komponenten war viel die Rede beim 2. Bonner Sportforum, das als Bühne für das erste öffentliche Schaulaufen der drei OB-Kandidaten diente. "Sport in Bonn muss Chefsache sein", forderte Michael Scharf als Vorsitzender des Stadtsportbunds (SSB) und damit erster Sportler der 70 000 Mitglieder in 300 Vereinen. Er begrüßte die OB-Bewerber vor 120 Zuhörern im Haus der Sparkasse Köln-Bonn am Friedensplatz mit der Frage: "Sind Sie bereit zu übernehmen?"

Eine Frage mit Tiefgang. Denn genau da liegt der Hase derzeit im Pfeffer: Der amtierende Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) beklagte bereits häufiger mangelhaften Zugriff auf die Verwaltung. Die Politik ist gefordert. Einerseits am städtischen Personalbudget von 320 Millionen Euro und damit fast einem Drittel des Gesamthaushalts zu schrauben, also die Verwaltung zu verschlanken.

Und andererseits motivierend auf Ämter einzuwirken, von denen Scharf nicht die höchste Meinung kundtut. "Viele Ämter wissen nicht, wie Sport geschrieben wird, geschweige denn wie man ihn organisiert", sagte der Leiter des Kölner Olympiastützpunktes Rheinland beim Sportforum.

Der SSB hat das Heft des Handelns in die Hand genommen und Bernd Seibert als hauptamtlichen Geschäftsführer eingestellt. Die Kosten tragen die Vereine. Die Anforderung der Politik an den organisierten Sport, die Ruhenstroth-Bauer als "einen Ansprechpartner auf Augenhöhe" formulierte, ist damit erfüllt.

Der SPD-Mann und ehemalige Staatssekretär im Familienministerium würde als OB "pragmatische Lösungen anstreben, die man nur gemeinsam schafft", favorisiert also eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem SSB. "Die Kommunen müssen Verantwortung an die Vereine abgeben", sagte Schmidt. Der Grünen-Politiker glaubt an eine positive Weiterentwicklung: "Die enge Zusammenarbeit wird der Stadt und den Vereinen guttun." In diesem Punkt liegen alle drei Kandidaten auf einer Linie.

Auch Ashok Sridharan (CDU), der in Königswinter Erster Beigeordneter ist, machte aus seiner Wertschätzung des personell mit den Köpfen der ehemaligen Bürgerinitiative Pro Sportstadt Bonn (PSB) runderneuerten SSB kein Hehl. Er werde dessen als Programm erarbeitete Vision 2030 so unterschreiben.

Und: "Ihre Ziele sind realisierbar." Als Knackpunkt sehen alle Kandidaten das Thema der größeren Eigenverantwortlichkeit der Sportvereine - auch, aber nicht nur bei der anstehenden Umwandlung vieler Fußballplätze in Kunstrasenanlagen. Wie zum Beispiel auf dem Hardtberg, in Mehlem und Röttgen, wo eine Realisierung nun schon in 2016 möglich erscheint.

Erst die Zukunft kann zeigen, ob die guten Absichten trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen umsetzbar sind. Grundsätzlich, so der Eindruck, versteht sich jeder der OB-Kandidaten als Anwalt des Sports. Was zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig wundert wie die zahmen Aussagen zum stets schwelenden Konflikt zwischen Sport und Kultur im Kampf um die Fördertöpfe.

In Zukunft: Was leistet der Sport, was die Verwaltung, was die Politik?

Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD):

"Grundsätzlich gehört die Übernahme von Eigenverantwortung zum Tagesgeschäft in der Vereinsarbeit. Sie darf nicht verhindert, sondern muss von der Verwaltung stärker als bisher gefördert werden. Einen Verschiebebahnhof im Haushalt darf es nicht geben, denn zweifellos schlagen Kürzungen im Sport in der Jugendsozialarbeit zu Buche."

Tom Schmidt (Bündnis 90/Grüne):

"Die Vision 2030 des Stadtsportbundes ist für die Politik nicht immer bequem, aber das ist gut so. Wir stehen am Anfang der Frage, wie wir die Verantwortung zwischen Vereinen und der Stadt verteilen. Mein Versprechen: Wenn ich OB werde, dann liegt nach einem Jahr ein Mustervertrag vor. Mehr Geld für den Sport wird es nicht geben. Wir müssen es effizienter einsetzen."

Ashok Sridharan (CDU):

"Ich könnte die Vision 2030 so unterschreiben, ihre Ziele sind realisierbar. Der Oberbürgermeister muss sich selbst darum kümmern - auch um Konzepte zur Finanzierung. Es ist nur möglich, im Team zum Gewinn zu kommen für Bonn und den Sport. Menschen und Unternehmen müssen sich wohlfühlen. Deshalb brauchen wir Sport und Hochkultur in Bonn."

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