Vikoriakarree in Bonn Diskussion um Neugestaltung und Nutzung des ehemaligen Schwimmbads

Bonn · Still ruht der See rund um das Viktoriabad nach dem Aus für die Investitionspläne der Signa-Gruppe. Doch hinter den Kulissen wird daran gearbeitet, wie das Areal um das ehemalige Schwimmbad städtebaulich trotzdem neu gestaltet werden könnte.

Nachdem der Rat sich Ende November dem Bürgerbegehren der Initiative "Viva Viktoria" mit knapper Mehrheit angeschlossen und eine Bürgerwerkstatt zur Gestaltung des Karrees beschlossen hat, "macht das Planungsamt der Stadtverwaltung sich an die Organisation", sagte Stadtsprecherin Monika Hörig auf GA-Anfrage. Vor Kurzem habe es ein Gespräch mit der Bürgerinitiative Viva Viktoria gegeben.

Bürgerinitiative teilte ihrerseits mit, dass sie am Montag einen Informationscontainer an der Ecke Stockenstraße/Franziskanerstraße aufstellen werde. "Mit dieser knallroten Infobox setzen wir ein klares Zeichen für einen zeitnahen Start der Bürgerbeteiligung", sagte Axel Bergfeld, Sprecher der Initiative.

"Unser Konzept beruht nämlich auf der Überzeugung, dass eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung unter Einbeziehung vieler Bonnerinnen und Bonner nur möglich ist, wenn der zeitliche Zusammenhang von Bürgerbegehren und Bürgerbeteiligung gewährleistet ist." Zunächst müsse der Stadtrat aber die Konzeption und Zielsetzung einer solchen Bürgerbeteiligung formulieren, teilte Hörig weiter mit. Dann werde die Verwaltung bis Ende März einen Termin und die Struktur der Veranstaltung bekannt geben.

Bürgerinitiative stellt Infobox auf

Wie Axel Bergfeld dem GA sagte, sei ihm als frühestmöglicher Termin der Herbst 2016 genannt worden. Die Gruppe, die sich als Verein formiert hat und den Unterstützern ihres Bürgerbegehrens demnächst Fördermitgliedschaften anbieten will, möchte die Zeit nutzen, um sich in der Rolle des konstruktiven Partners einzubringen. "Das wird nur im Konsens mit anderen Meinungen gehen", sagt Bergfeld.

Dazu soll am Montag die Infobox aufgestellt werden. "Wir würden bis zur Bürgerwerkstatt gerne eine oder mehrere Visionen entfalten, wie das Viertel sich entwickeln kann", sagte Bergfeld. Die Infobox werde zentrale Anlaufstelle für alle sein, die an der Zukunft des Viktoriaviertels interessiert sind. "Ab Februar werden wir die Infobox regelmäßig besetzen", so Bergfeld. "Wir werden Fragen, Anregungen und Meinungen aus der Bürgerschaft zur Zukunft des Viertels sammeln."

In der Box werde alles veröffentlicht, was im Frühjahr und Sommer in Infoveranstaltungen und Werkstattgesprächen an Ergebnissen und Ideen zusammengetragen werde.

Dass die Universität als prägender Faktor vermutlich ausfällt, weil sie nicht länger auf ihren neuen Bibliotheksstandort warten kann, ficht die Initiative nicht wirklich an. Es habe alle Aktiven im Gegenteil gewundert, dass die Hochschule sich im Signa-Entwurf einfach "unters Dach einer Shopping-Mall" habe einquartieren lassen.

Bad kann nicht zeitweise anders genutzt werden

"Aufgrund des Leerstands des Viktoriabades entstehen keine zusätzlichen Kosten durch Bewachung, Hausmeister, Heizung oder Instandsetzung", so Hörig. Seit der Schließung vor fünf Jahren fielen lediglich die üblichen Leerstandskosten für Hauseigentümer an, darunter anteilsmäßig die Grundsteuer, die Gebäudeversicherung sowie zweimal jährlich Reinigungskosten und Grünpflegemaßnahmen im Innenhof. Die konkreten Kosten kann die Verwaltung nicht beziffern. Im Übrigen seien Teile des Komplexes vermietet, etwa an den Fahrradladen Klingeling, so dass es sich hier nur um einen Teilleerstand handele.

Das eigentliche Bad zeitweise anderweitig zu nutzen, hält die Stadt für ausgeschlossen. Dafür seien die baulichen Mängel zu schwerwiegend. Die Immobilie komme auch nicht kurzfristig als Flüchtlingsunterkunft infrage, um die Belegung etwa von Turnhallen oder den Bau von Holzhäusern zu vermeiden. "Eine entsprechende Herrichtung wäre aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar", sagte Hörig.

Teuer könnte für die Stadt indessen der Beitritt des Stadtrats zum Bürgerbegehren werden. Wie berichtet, hat die Signa-Holding den Oberbürgermeister inzwischen aufgefordert, den Absage-Beschluss für die Signa-Pläne zu beanstanden. Auf die Stadt könnten Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe seitens des Investors zukommen.

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