Bonner Oper Die Welt hinter den Kulissen

BONN · Viele Mitarbeiter der Bonner Oper bekommt der Besucher nie zu Gesicht. Sie schuften im Hintergrund an der Lichttechnik, bauen das Bühnenbild oder organisieren Produktionsabläufe. Beim Theaterfest am Wochenende war das anders.

Spektakulär: Die Skater zogen bei der Abendvorstellung 45 Minuten lang die Besucher mit ihren Tricks in ihren Bann.

Spektakulär: Die Skater zogen bei der Abendvorstellung 45 Minuten lang die Besucher mit ihren Tricks in ihren Bann.

Foto: Nicolas Ottersbach

An einem langen Tisch saßen sich jeweils 15 Mitarbeiter und Gäste gegenüber. Was aussah wie ein Speed-Dating und auch so angekündigt wurde, war eine Fragerunde, in der Besucher die Berufe erraten mussten.

"Wir wollten dieses Theaterfest anders machen als bisher", sagte Marketingdirektor Fritz Frömming. Im Mittelpunkt stand der Blick hinter die Kulissen, der sonst verborgen bleibt. Hüpfburg und Kinderbelustigung hätten zwar auch ihre Berechtigung.

"Das gibt es aber schon auf so vielen Festen, dass etwas Frisches her musste". So führte ein an die Geschichten von Michael Ende angelehnter "Traumpfad" durch die Werkstattbühne im Kellergeschoss. Darsteller und Mitarbeiter zeigten ihre Garderoben und die Technik, die für die Aufführungen nötig ist. Das Foyer der Werkstatt hatten sie zu einer Ausstellungshalle umfunktioniert.

"Die letzte Woche haben wir praktisch hier gewohnt", sagte Julia Keiling, die beim Theaterfest auch als Schauspielerin mitmachte. Vieles sei sehr aufwendig gestaltet worden, auch wenn es einfach aussehe. Eine Leine, an der Texte von Michael Ende festgeklammert waren, habe sie Stunden gekostet. Jede Zeile war mit der Schreibmaschine getippt.

"Wenn wir das ausgedruckt hätten, wären wir schneller fertig gewesen. Aber das wäre nicht echt gewesen", sagte sie. Darauf komme es auch im Theater an: Die Menschen in eine andere Welt eintauchen lassen, die so realistisch wie möglich gestaltet ist. "Das ist echte Handarbeit, die die Besucher zu schätzen wissen."

Anders als gewohnt war auch das Konzept, sich anderen Szenen zu öffnen. "Wir müssen manchmal runter vom Tempel der Hochkultur", sagte Frömming. Deshalb besprühten und -malten Künstler vor den Besuchern die für das Theater Bonn typisch grünen Container, in denen die Bühnenbilder transportiert werden.

Bei der Abendvorstellung zeigten Skater 45 Minuten lang dem Publikum spektakuläre Tricks. Die sogenannten "Obstacles", die Hindernisse, gaben aber nicht nur dumpfen Klang von sich.

"Wir haben Tonabnehmer daran installiert, und jedes Mal, wenn jemand dagegen kommt, gibt es einen richtigen Ton.", sagte Frömming. So machten die Skater ihre eigene Melodie auf die Musik im Hintergrund, die von Indierock ausgehend immer klassischer wurde. Bis die Skater im Finale brav hintereinander zu Tschaikowski herrollten und den Übergang zum Konzertprogramm von Opernchor, Kinder- und Jugendchor und Extrachor bildeten.

Dann wurde es wieder wild und die Hauptbühne zur Disco. "Sie als Tanzfläche zu nutzen, ist aber gar nicht so ungewöhnlich, schließlich ist das bei der Aidsgala auch so", sagte Pressesprecher Michael Seeboth. Dieses Mal allerdings bis tief in die Nacht.

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