Bonner besteigt Eiger-Nordwand "Die Angst klettert immer mit"

BONN · Es ist die Prestigeroute für Kletterer. Mit einer Länge von bis zu vier Kilometern zählt sie zu einer der längsten und anstrengendsten Routen in den Alpen. Die Gefahr von Steinschlag oder Lawinen ist groß. 66 Menschen sind bisher an der Eiger-Nordwand gestorben.

 Charly Langbein beim Klettern in der Wand.

Charly Langbein beim Klettern in der Wand.

Foto: Privat

Nicht ohne Grund erhielt sie 1930 den Beinahmen "Mordwand". Abgeschreckt hat das Charly Langbein nicht. Der 29-jährige Bonner klettert seit 2006 auf Felsen, seit 2009 auf Gletscher. Dreimal in der Woche fährt er nach Wesseling, um zu trainieren. "Von der Eiger-Nordwand träumt jeder Kletterer in seinen Tourenbuch", sagt Langbein.

Mit einem Freund fuhr er an einem Sonntag im März in die Alpen. Bevor sie starteten, erkundeten sie das Gebiet. Mit Stirnlampe, Spezialschuhen und Seilen ging es dann Montagfrüh um 5.20 Uhr auf den Berg. Der Wind zog, es waren minus 15 Grad Celsius.

Die Kletterer übernachteten in einem zwei Quadratmeter großen Schneebalkon, dem sogenannten "Todesbiwak". Hier erfroren 1935 zwei Männer, die von einem Schneesturm überrascht wurden. "Da denkt man natürlich dran", sagt Langbein. "Die Route ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine extreme Belastung." Sein Freund und er mussten quasi aufeinander liegen, damit der Platz reichte. Ihre Finger waren gefroren, die Lippen von der Kälte blutig. Eis mussten sie mit einem Gaskocher zu Wasser schmelzen, um ihren Durst zu löschen.

Dienstags um 18.40 Uhr erreichten sie den Gipfel - pünktlich zum Sonnenuntergang. "Die Aussicht war fantastisch, doch ich konnte nur an den Abstieg denken", sagt Langbein. Ihre Körper waren an den geringen Sauerstoffgehalt der Luft nicht gewöhnt, sie waren dehydriert, als Vorsteiger musste Langbein noch mehr Kraft aufbringen als sein Freund. "Wenn man weiß, dass man von dem Berg wieder runter muss, kann man das gar nicht richtig genießen", so Langbein. Kurzes Foto, ein Handschlag, dann ging es wieder bergab.

Fast sechs Stunden brauchten beide, ehe sie wieder das Plateau des Gletschers erreichten. "Es gab keinen Augenblick, wo man sich wirklich sicher gefühlt hat", sagt Langbein. "Die Angst klettert immer mit." Beim Klettern gebe es außerdem keine Ausstiegsmöglichkeit. "Du hast ja keine Versicherung. Wenn du nicht gut genug aufpasst, fällst du und stirbst."

Als nächstes möchte Langbein die Matterhorn-Nordwand hochsteigen. Und irgendwann auch eine Expedition nach Asien starten. Dazu braucht er aber noch Sponsoren, denn Klettern ist kein billiges Hobby. "Pauschal kann ich nicht sagen, wie viel das kostet, aber allein die Eisschrauben beispielsweise kosten etwa 70 Euro."

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