Hauptbahnhof wird zur Großbaustelle Deutsche Bahn saniert das denkmalgeschützte Dach

BONN · Auf Behinderungen und Beeinträchtigungen werden sich die rund 49 000 Pendler und Touristen, die täglich den Bonner Hauptbahnhof nutzen, in den nächsten Jahren einstellen müssen. Denn bis etwa 2019 wird die Deutsche Bahn das Dach der Bahnsteighalle grundlegend sanieren. Aber: "Wir werden die Arbeiten so durchführen, dass die Fahrgäste so wenig wie möglich gestört werden", verspricht Martin Sigmund, Regionalbereichsleiter des Konzerns.

 Das denkmalgeschützte Dach über den Bahnsteigen im Bonner Hauptbahnhof muss grundlegend saniert werden. Die Arbeiten sollen 2016 beginnen und bis 2019 dauern.

Das denkmalgeschützte Dach über den Bahnsteigen im Bonner Hauptbahnhof muss grundlegend saniert werden. Die Arbeiten sollen 2016 beginnen und bis 2019 dauern.

Foto: Barbara Frommann

Das Bonner Projekt ist damit Bestand der großen Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen. Rund 8,8 Millionen Euro werden dafür allein in der Bundesstadt investiert.

Immer wieder standen die Passagiere in den vergangenen Monaten bei Wolkenbrüchen auf den Bahnsteigen im Regen. An gleich mehreren Stellen war die denkmalgeschützte Konstruktion aus dem Jahr 1895 undicht geworden, das ganze Stahlgerüst ist mittlerweile von einer dicken Rostschicht ummantelt. "Eigentlich wollten wir lediglich die Schäden reparieren", erklärt Bernhard Christ, Leiter des Bonner Bahnhofs.

Aber nach den ersten Untersuchungen stand fest: Mit Flickwerk kommt man hier nicht weiter, das Dach muss grundlegend saniert und erneuert werden. Sind die Handwerker einmal vor Ort, dann werden sie gleich auch etwas Neues errichten: Denn an Gleis 1 soll ein neues Glasdach dafür sorgen, dass die Fahrgäste in Zukunft gut geschützt vor Wind und Wetter warten können.

Natürlich wäre es am bequemsten, den Bahnhof für die Arbeiten über mehrere Monate komplett zu schließen. Doch das Management hat sich für einen anderen Weg entschieden. "Wir wollen den Bonner Bahnhof weiter in Betrieb lassen", erklärt Sigmund die Pläne des Unternehmens. Diese Entscheidung bedeutet allerdings einen enormen Mehraufwand.

Wie schon in Halle, Leipzig und Dresden wird auch in Bonn ein fahrbares Gerüst aufgebaut. Dafür müssen zunächst auf jeder Seite 16 massive Fundamente neben den Schienen gegossen werden. Auf diesen Blöcken ruht dann eine etwa zehn Meter hohe Montagebühne, die sich in sieben Etappen durch die rund 150 Meter lange Halle schieben lässt.

"Oben auf der Plattform erneuern die Fachleute das Dach, darunter warten die Fahrgäste auf ihren Zug. Das funktioniert", weiß Martin Sigmund aus Erfahrung. Die eigentlichen Arbeiten werden in enger Absprache mit der Denkmalbehörde erledigt. Die alten Bauteile sollen dabei so weit wie möglich saniert und wieder verwendet werden. Ersetzt werden sie nur, wenn sie zu stark korrodiert sind.

Neben einem Glasband im oberen Bereich wird zwischen den Trägern eine Doppelschicht aus Wellblech mit spezieller Schallisolierung angebracht. Diese Arbeiten werden überwiegend am Tag erledigt, nur wenn die Montagebühne verschoben oder die Fundamente gegossen werden, sollen Sperrpausen festgelegt werden. "Deshalb werden wir das wohl vorrangig nachts erledigen", so Bernhard Christ.

Denn, so der Bahnexperte, diese Sperrungen müssen von langer Hand geplant und beantragt werden. Nach Angaben der Bahn soll die Zahl der Fahrradabstellplätze während der Bauarbeiten nicht reduziert werden, ein Teil der heutigen Abstellplätze werde dann aber ein Stück weiter nach Süden verlegt.

Von den Beeinträchtigungen werden vor allem die Bahnsteige 2 und 3 betroffen sein. "Einen Großteil des Verkehrs von Süden nach Norden werden wir dann voraussichtlich über Gleis 2 abwickeln", plant der Bonner Bahnhofschef. Die Einrichtung eines Behelfsbahnsteigs ist damit vom Tisch. "Allerdings werden wir einige Sitzplätze und Anschlagtafeln im Zuge der Bauarbeiten zeitweise verlegen müssen", so Christ.

Derzeit läuft noch die Ausschreibung, Mitte November werden erste Vorbereitungen in Angriff genommen. 2016 werden das Gerüst aufgebaut sowie die Oberleitungen verlegt. Allein für diesen Bauabschnitt ist ein Jahr geplant. Ab 2017 beginnt dann die eigentliche Sanierung des maroden Daches, zudem wird die komplette Beleuchtung erneuert. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten 2019 beendet sein.

"Das wird die größte Baumaßnahme am Bonner Hauptbahnhof werden, die wir je durchgeführt haben", sagt Martin Sigmund. Und er erklärt: "Das ist eine sehr komplizierte Großbaustelle, die bis ins kleinste Detail geplant werden muss." Dann allerdings, so verspricht der Regionalbereichsleiter, werde der Bonner Hauptbahnhof ein Dach haben, das wie das Vorgängermodell mindestens 100 Jahre dicht sein wird.

Bahnhöfe in NRW

In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 700 Bahnhöfe und Haltepunkte der Deutschen Bahn. Pro Jahr werden etwa 20 davon komplett modernisiert. Bernhard Christ, Leiter des Bonner Bahnhofsmanagements, ist für 70 Bahnhöfe an Rhein, Sieg und in der Eifel zuständig. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Bahn mehr als 31 000 Mitarbeiter in NRW. Sie ist damit einer der größten Arbeitgeber im Land.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort