Unterhaltung in der Stadthausloggia Der Schritt macht die Musik

BONN · Noch übertönen die Rolltreppen in der Stadthausloggia alles. Ab Samstag soll das anders sein: Dann wird die feste Treppe zu einem riesigen Klavier, das vier Wochen lang während des Beethovenfests bespielbar sein wird.

 Für die Klavier-Treppe am Stadthaus löten Erion Elmasllari (von links), Klangkünstler Erwin Stache und Julian Quandt Kabel zusammen.

Für die Klavier-Treppe am Stadthaus löten Erion Elmasllari (von links), Klangkünstler Erwin Stache und Julian Quandt Kabel zusammen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Jeder Stufe werden dann Geräusche, Töne und Harmonien zugewiesen, die die Fußgänger erklingen lassen können. Was wie ein Werbegag wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. "Wir möchten die Menschen dazu animieren, sich mehr zu bewegen", sagt Hans Jürgen Hartmann vom Referat Stadtförderung.

Als Vorlage diente ein Projekt in der Stockholmer U-Bahn, bei dem Künstler und Techniker ebenfalls eine Treppe in eine überdimensionale Klaviatur verwandelten. "Das kam gut an, viele stiegen auf die herkömmliche Treppe um", erzählt René Reiners vom Fraunhofer-Institut aus Sankt Augustin.

Dort suchen die Tüftler schon lange mit Stadtverwaltung und Stadtwerken nach Ideen, wie man spielerisch Energie sparen kann. Denn wenn die Rolltreppe weniger benutzt wird, wird auch weniger Energie verbraucht. "Rolltreppen gehören zu den größten Stromfressern im öffentlichen Bereich", sagt Jürgen Winterwerp von den Bonner Stadtwerken.

Umfangreiches Tonkonzept

Die beiden Rolltreppen in der Stadthausloggia verbrauchen etwa 12.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, was rund 6000 Euro kostet. Hatte die Treppe in Stockholm nur eine Klaviertonleiter wiedergegeben, ist die Bonner Beethoven-Treppe wesentlich umfangreicher. Klangkünstler Erwin Stache verbrachte einen Monat damit, Tonkonzepte zu erarbeiten.

"Man soll die Stufen und Abschnitte zu komplett neuen Werken kombinieren können", erklärt Stache. Während der obere Bereich der Treppe für einzelne Töne gedacht ist, soll der untere orchestraler klingen und auch verschiedene Geräusche einbinden. Je nachdem wie viele Fußgänger die Stufen auf- und abgehen, ob sie ihre Richtung wechseln oder Pausen einlegen, klingt die Musik wiederum anders.

"Und ob jemand schnell oder langsam ist, beeinflusst das Tempo", sagt Stache. Selbst innerhalb der vier Wochen will er die Töne noch variieren. Ausprobiert wurde das ganze bisher nur im Labor mit drei Stufen. "Technisch funktioniert alles", sagt Erion Elmasllari, der das Projekt installiert.

Auf die Granittreppen wurden Folien aufgetragen, an den Rändern sind in eine Holzkonstruktion Lautsprecher und Lichtschranken eingelassen. Die reagieren, sobald ein Fuß den Lichtstrahl durchbricht. Alle Daten werden von einem Computer verarbeitet, der dann die Tonsignale an die Lautsprecher schickt.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gibt den Startschuss für die Klanginstallation am Samstag, 5. September, um 15 Uhr.

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