Führung "Bonn hoeren" Dem Klang der Stadt auf der Spur

BONN · Eines haben alle Stationen der Führung gemeinsam: Sie werden erst durch bewusstes Hinhören interessant. Diese "Hörorte" sind im Bonner Stadtkern verteilt - mal mehr, mal weniger geräuschintensiv.

 Im Kreuzgang des Bonner Münsters erklärt Herbert Küster (Mitte) den Teilnehmern der Führung, warum hier Gespräche aus weiterer Entfernung zu verstehen sind.

Im Kreuzgang des Bonner Münsters erklärt Herbert Küster (Mitte) den Teilnehmern der Führung, warum hier Gespräche aus weiterer Entfernung zu verstehen sind.

Foto: Kristin Höller

Zu einem Rundgang der besonderen Art nimmt Herbert Küster von der Beethovenstiftung regelmäßig Interessierte zu eben jenen 20 Etappenorten mit.

Die Führung beginnt vor dem Hauptbahnhof. "Hier kann man sehr schön die Taktung der Stadt hören", erklärt Küster und verweist auf Ampeln und gleichmäßige Schritte auf Treppenstufen. Es folgt ein Abstecher in den "Klanggrund", das sogenannte Bonner Loch. Dort gibt ein vom Klangkünstler Sam Auinger aufgestellter Metallquader das Plätschern des Rheins wieder.

Nachdem die beinahe ländliche Idylle am Martinsbrunnen durch lauten Baulärm gestört wurde, geht es in den Kreuzgang des Bonner Münsters. Hier macht Küster auf ein bemerkenswertes Phänomen aufmerksam: Die gewölbten Decken fangen Klänge so ein, dass auch Gespräche aus weiterer Entfernung zu verstehen sind, das pulsierende Stadtleben ist im Kreuzgang jedoch nicht zu hören.

Die Gruppe zieht weiter durch die Fußgängerzone, gelegentlich wird innegehalten und mit geschlossenen Augen werden die "Stadtklänge" aufgenommen. Eine weitere Station ist das Hauptgebäude der Uni. "Das hier nenne ich immer die Autokirche", erklärt Küster in der Vorhalle, die offen an die Straße grenzt und so Autogeräusche verstärkt wiedergibt.

Den Höhepunkt der Führung stellt sicherlich der Exkurs auf das Dach des Stadthauses dar; so ergibt sich die Möglichkeit, der Stadt als Ganzes zu lauschen.

Viermal wurde in diesem Jahr eine Stadtklangführung angeboten, zusätzlich fand im Juni ein Klangfestival statt. Seit 2010 beauftragt die Stadt Bonn jährlich einen Klangkünstler, der die Innenstadt mit sogenannten Klanginterventionen ausstattet, dieses Jahr teilen sich der Berliner Stefan Rummel und Max Eastley aus London die Aufgabe. Die "Bonn-hoeren"-Führungen wird es wohl auch 2015 wieder geben - bis dahin können die Hörorte mit dem Stadtklangatlas auf eigene Faust erkundet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort