Turmuhren am Alten Stadthaus Das letzte Stündchen schlägt noch lange nicht

BONN · "Fünf vor zwölf" war es für die beiden Uhren am Alten Stadthaus: Seit Jahrzehnten zeigten sie mitten in der City zuverlässig an, was die Stunde geschlagen hat. Damit sie auch in Zukunft richtig ticken, werden die riesigen Chronometer derzeit grundlegend überholt.

 Das Zifferblatt wiegt rund 200 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 2,30 Metern.

Das Zifferblatt wiegt rund 200 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 2,30 Metern.

Foto: Perrot

In der Werkstatt der Firma Perrot Turmuhren und Läuteanlagen nehmen die Fachleute Gehäuse und Uhrwerk auseinander, reparieren und überholen die überalterte Technik.

Handwerklich ist das für die Experten in Calw kein Problem. Allerdings: "Das Gewicht der beiden Uhren stellt uns schon vor einige Herausforderungen", erklärt Firmenchef Christoph Perrot. Denn während die goldfarbenen Ziffern und die beiden Zeiger, aus der Froschperspektive betrachtet, einen filigranen Eindruck machen, verbirgt sich im Hintergrund eine massive Stahlkonstruktion.

"Allein das Zifferblatt hat ein Gewicht von etwa 200 Kilogramm", weiß Perrot - ohne die dazugehörige Verankerung. "Aber das ist unser Geschäft, damit kennen wir uns aus." Doch nicht nur das Gewicht überraschte die Experten beim Abbau, sondern auch die Größe. "Jede Uhr hat einen Durchmesser von etwa 2,30 Metern", so Perrot.

Aktuell werden die verschiedenen Konstruktionsteile auseinandergebaut und per Sandstrahl gereinigt. Im zweiten Schritt wird dann das Uhrwerk genau inspiziert. Ein erster Experten-Blick verriet jedoch, dass die Substanz trotz der vielen Jahre noch in Ordnung ist. "Wahrscheinlich müssen wir einige Teile lediglich aufarbeiten und wieder zusammenfügen", so der Fachmann. "Dann", so verspricht er, "laufen sie wieder auf die Sekunde genau."

"Spätestens im November wieder an Ort und Stelle"

Sobald die Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten am Haus der Bildung fertig sind, werden die beiden sanierten Exemplare hoch auf den Turm gezogen. "Spätestens im November sind sie wieder an Ort und Stelle", plant der Firmenchef. Dafür muss jedoch erneut ein Kran auf den Bottlerplatz fahren.

Mit Spezialgerät werden die Monteure der Manufaktur dann die beiden Stücke - Perrot schätzt ihr Alter auf rund 100 Jahre - wieder fest montieren. Das ist kein Problem, meint der Spezialist für altes Uhrwerk: "Unsere Leute sind schwindelfrei. Sie arbeiten oft in großen Höhen und an ungewöhnlichen Orten."

Christoph Perrot kommt sogar richtig ins Schwärmen, wenn er an die beiden Exponate aus Bonn denkt. "Das sind wirklich zwei ganz besonders schöne Stücke. Sie haben einen einmaligen Schwung und passen hervorragend zum Gebäude. Es wäre eine Schande, wenn man so etwas nicht erhalten würde."

Deshalb gehen seine Monteure sehr behutsam bei der Arbeit vor. Schließlich soll aus Sicht der Denkmalpflege alles so bleiben wie bisher. Und die Uhrwerke im Innern werden in den kommenden Jahren die Zeit wie gewohnt zuverlässig sekundengenau anzeigen. Das vielzitierte letzte Stündchen hat für sie offensichtlich noch lange nicht geschlagen.

Überhaupt kennt sich Christoph Perrot mit Bonner Uhren bestens aus. Er hat bereits verschiedene Kirchturmuhren in der Region saniert und auch die am Alten Rathaus wurde in seiner Manufaktur fachgerecht überholt. Nach Auskunft der Stadt werden die Sanierungsarbeiten insgesamt rund 19.000 Euro kosten.

Altes Stadthaus

Das ehemalige Stadthaus am Bottlerplatz wurde 1925/26 als Bürogebäude für die Bonner Verwaltung nach Plänen des Berliner Architekten Germann Bestelmeyer errichtet. Es war als frei stehendes Gebäude konzipiert, dessen Fassadengestaltung sich einheitlich um den ganzen Baukörper herumzieht.

Der Innenhof wird durch einen Teil der ehemaligen barocken Bastionsbefestigung zum Florentiusgraben hin begrenzt.

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