Streit um Ordnungsdienst Burgfrieden zwischen Nimptsch und Beikircher

BONN · Reglementiert die Stadt das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Bonn zu Tode? Um diese Frage war in den vergangenen Tagen ein Streit zwischen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Kabarettist Konrad Beikircher entbrannt. Auslöser war die Ankündigung der Verwaltung, den Stadtordnungsdienst ab Sommer am gesamten Rheinufer intensiv patrouillieren zu lassen, um die Partyszene besser in den Griff zu bekommen.

 Aussprache: Konrad Beikircher (rechts) und Jürgen Nimptsch wollen jetzt gemeinsam fürs "Wohlfühlen am Rhein" werben.

Aussprache: Konrad Beikircher (rechts) und Jürgen Nimptsch wollen jetzt gemeinsam fürs "Wohlfühlen am Rhein" werben.

Foto: Frommann

Beikircher hatte daraufhin der Stadt vorgeworfen, eine "Lärmpolizei" installieren zu wollen, die das Freizeitverhalten der Bonner kontrollieren und einschränken soll. Die Äußerungen des Künstlers stießen in der Politik auf Kritik und wurden als völlig überzogen dargestellt. Allerdings ein Gutes hatte die Wutrede Beikirchers: Die Verwaltungsspitze hat ihr Konzept "Lärmbelästigungen am Rhein" nochmals überarbeitet und konkretisiert. Jetzt trägt es den Arbeitstitel "Wohlfühlen am Rhein".

Am Dienstag haben Nimptsch und Beikircher vor zahlreichen Pressevertretern im Alten Rathaus Burgfrieden geschlossen. "Man tritt manchmal Sachen los, die man so gar nicht wollte", resümierte Beikircher. Ihn habe die Vorgehensweise der Stadt schon aufgebracht, weil er die erforderliche Sensibilität vermisst habe: "Die Stadt stellt bei diesem Thema die Nahtstelle der Demokratie dar."

Bei der Tolerierung von Freizeitverhalten müsse eine Stadt zum einen die Interessen der Nachbarschaft schützen, zum anderen aber auch die Entfaltungsmöglichkeiten der Feiernden nicht unnötig einschränken. "Ich bedauere die Menschen, die ihren Spaß am Leben nicht ausleben", sagte Beikircher.

Er machte dem OB und der Verwaltung dahingehend ein Kompliment, dass sie die Kritik der Bürger bezüglich der Einengung des Lebensgefühls und der Freiräume ernst nehmen und darauf reagieren würden. "Wir Bonner müssen viel mehr öffentlich zeigen, was wir wollen. Dann werden die Proteste gegen Klangwelle und Kunst!Rasen auch weniger", betonte Beikircher.

Der OB verteidigte hingegen das umstrittene Konzept, gab allerdings zu: "Wir hätten unsere Ziele verständlicher erklären müssen." Man habe es anders gemeint als geschrieben. Selbstverständlich könnten die Bonner auch künftig am Rhein Partys feiern und Konzerte besuchen. Die "komplizierte Rechtslage" müsse den Bonner verständlich erläutert werden: Die einen wollten nach Lust und Laune feiern, die anderen wiesen auf ihr Recht auf Ruhe hin. Beiden Gruppen gerecht zu werden, bedeute für die Stadt eine Gratwanderung, die nicht immer leicht sei.

Das mehrseitige Konzept wird morgen Abend ab 18 Uhr im Hauptausschuss im Stadthaus erstmals vorgestellt und diskutiert.

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