Minus beim Theater Bonn Bühnen in Schieflage

BONN · Mit ernüchternden Besucherzahlen des Theaters Bonn und einem deutlichen Minus bei den Einnahmen wird der Kulturausschuss am kommenden Mittwoch konfrontiert. Die "Halbjahresübersicht über die Entwicklung der Erträge und Aufwendungen" des Theaters Bonn weist für den Zeitraum zwischen Oktober 2014 und Januar 2015 schmerzliche Lücken auf.

 Kalte Dusche: Szene aus der beim Publikum ungeliebten Bonner "Aida". FOTO: THILO BEU

Kalte Dusche: Szene aus der beim Publikum ungeliebten Bonner "Aida". FOTO: THILO BEU

Um präzise 215 674,96 Euro unterschreiten die Gesamteinahmen das erforderliche Soll, die Umsatzerlöse weisen ein Minus von fast 300 000 Euro auf. Bei einem Zuschuss der Stadt von rund 28 Millionen mag das wie Peanuts anmuten, das Signal aber ist sehr deutlich, blickt man auf die Zuschauer- und Auslastungszahlen, die mutmaßlich für das Minus verantwortlich sind.

Mit einer Auslastung von 69,43 Prozent und gerade einmal 23 000 Vollzahlern (von 70 000 Besuchern) in 80 Vorstellungen trägt die Oper ebenso zum schlechten Ergebnis der Bonner Bühnen bei wie das Schauspiel mit einer Auslastung von 65,27 Prozent und 10 000 Vollzahlern (von 36 000 Besuchern) in 137 Vorstellungen. Zum Vergleich: Das Tanztheater - ein reiner Gastspielbetrieb - brachte es an sieben Abenden im Schnitt auf 97,28 Prozent Auslastung.

Innerhalb eines Jahres hat das Theater Bonn 6500 Besucher verloren, vergleicht man den Zeitraum Oktober 2014 bis Januar 2015 mit dem Vorjahr. Blickt man auf die Details der Statistik (siehe auch "Tops und Flops" im Kasten rechts), fallen die ernüchternden Zahlen etwa für das Musical "Ein Käfig voller Narren" auf, das keine 60 Prozent Auslastung erreichte - anders als das Vorjahresmusical "Jesus Christ Superstar", das es auf 90,47 Prozent brachte.

Das bedeutet allein bei dieser Position ein Einnahme-Minus von 300 000 Euro. Mit etlichen Stücken, etwa mit Tschechows "Möwe" und den "Königsdramen" von Shakespeare, blieb auch das Schauspiel unter den Erwartungen. Die kurzfristige Absage der Produktion "Caligula" wirkte sich negativ aus.

Das Theater wird die Spielzeit 2014/15 mit einem Gesamtminus von mehr als zwei Millionen Euro abschließen (veranschlagt war ein Verlust von 1,5 Millionen Euro).

In einer zwölfzeiligen gemeinsamen Presserklärung des Theaters und der Kulturverwaltung - zu einordnenden persönlichen Stellungnahmen waren weder der Generalintendant Bernhard Helmich noch der Kulturdezernent Martin Schumacher bereit - reagierte die Stadt gestern auf einen Anfrage dieser Zeitung.

Demnach räumen Theater und Verwaltung eine "Unterschreitung des Einnahmesolls" ein und versprechen, Maßnahmen zu unternehmen, "um diesem Effekt entgegenzuwirken". So wird die Produktion "Ein Käfig voller Narren" aus dem Spielplan genommen.

Dafür sollen zwei Abende mit dem Quotenrenner "Zauberflöte" zusätzlich ins Programm genommen werden. "Hiob" und "Faust" sollen im Schauspiel häufiger gespielt werden.

Für Juni sind drei Gastspiele der Tanz-Produktion "Queen" angesetzt. Außerdem soll die "Ausgabenseite laufend weiter auf den Prüfstand gestellt" werden. Der Bericht für den Kulturausschuss sieht vor: Disziplin bei der Stellenbesetzung, zwei "Zauberflöten" extra, weniger Aushilfen und Vermietung des Opernhauses in der Spielzeitpause. Einnahmeeffekt: Gerade einmal 50 000 Euro.

Tops und Flops in der Besucherstatistik Oktober 2014 bis Januar 2015Top in der Oper

Der Dauerbrenner im Großen Haus ist die Wiederaufnahme von Jürgen Roses Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" aus dem Jahr 1996 mit einer Auslastung von 99,58 Prozent. Sie wurde im Zeitraum September 2014 bis Januar 2015 zwei Mal gespielt. Auf Platz zwei liegt die Neuinszenierung von Händels "Rinaldo" (neun Aufführungen) mit 79,96 Prozent Auslastung, dicht gefolgt von den "Perlenfischern" (75,63 Prozent). Gut liefen "Quatsch keine Oper" und "Die Bremer Standmusikanten" im Foyer.

Flop in der Oper

Schlusslicht bei den Produktionen im Großen Haus ist Verdis "Aida" mit 52,51 Prozent. Die Wiederaufnahme von Dietrich W. Hilsdorf wurde vier Mal gespielt. Die Neuproduktion "Ein Käfig voller Narren" (zwölf Vorstellungen) lockte mit 57,91 Prozent kaum mehr Zuschauer in die Oper. "Giovanna d'Arco", auch neu in der Spielzeit 2014/15, brachte es auf 66,29 Prozent und wurde zwölf Mal gegeben. Wenig Zuspruch gab es für "Professor Florestan" die "Zauberflöte zum Mitmachen" und die "Wortmusik" im Foyer der Bonner Oper.

Top im Schauspiel

Spitzenreiter in den Kammerspielen waren die Produktion "Schatten::Frau" mit 93,94 Prozent (sieben Vorstellungen mit jeweils 66 Besuchern), "Die wilden Schwäne" mir 82,95 Prozent (zwölf Vorstellungen) und Bölls "Ansichten eines Clowns" (61,67 Prozent, sechs Vorstellungen). In der Halle Beuel überzeugte "Genießt es, wer weiß..." mit 82,50 Prozent (eine Vorstellung mit 40 Zuschauern). Spitzenreiter in der Werkstatt war "Der Volkshai" mit 92,61 Prozent (zwei Vorstellungen), dicht gefolgt von "Nullzeit".

Flop im Schauspiel

"Leonce und Lena" erreichten in den Kammerspielen gerade einmal 30,65 Prozent Auslastung (eine Vorstellung). Die Produktion "Waffenschweine" brachte es auf 44,27 Prozent. "Die Wildente" und "Die Möwe" folgen mit Zustimmungswerten unter 60 Prozent auf den Plätzen drei und vier. Auch unter dieser Marge blieben die "Königsdramen" in der Halle Beuel (16 Vorstellungen). In der Werkstatt lief "Die Opferung von Gorge Mastromas" (47,41 Prozent) schlecht, auch das Gastspiel "Braveheart" blieb deutlich unter 40 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort