Aktionstag in der Innenstadt Bonner erfahren Elektromobilität

BONN · "Fahrrad mit eingebautem Rückenwind? Darauf werden Sie E-abfahren!" Das verspricht die SWB Energie und Wasser in einem Infoblatt. Am Samstag lud sie die Bonner mit den regionalen Energieversorgern Rheinenergie, Rheinische Energie AG (Rhenag), Stadtwerke Troisdorf und RWE in die saubere Welt der Elektromobilität ein.

Dem Regen trotzten am Samstag die Besucher des Tages der Elektromobilität auf dem Münsterplatz. Dort stand manches umweltschonende und futuristisch anmutende Fahrzeug zum Test bereit.

Dem Regen trotzten am Samstag die Besucher des Tages der Elektromobilität auf dem Münsterplatz. Dort stand manches umweltschonende und futuristisch anmutende Fahrzeug zum Test bereit.

Foto: Volker Lannert

Damit die Bonner Elektromobilität im Wortsinn erfahren können, hatten sich die Energieversorger mit der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis einiges einfallen lassen. Am Münsterplatz boten die SWB zum Beispiel Parcours-Fahrten mit einem elek-trisch angetriebenen Einpersonen-Transporter ("Segway") an.

Für den Startschuss einer Sternfahrt mit dem "Pedelec", einem Fahrrad mit Elektroantrieb, war Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch als Vertreter der Stadt auserkoren worden. Bereits im Vorfeld konnten sich Interessierte für eine Pedelec-Tour anmelden. Trotz des schlechten Wetters brachen am Samstag dann 15 Teilnehmer unter Leitung von Jürgen Kretz (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) und Rhenag-Marketingleiter Ludwig Burgsmiller zu einer Tour von rund 45 Kilometern auf.

Gegen 14.30 Uhr trafen sie auf dem regennassen Münsterplatz ein: "Wir mussten die Strecke wegen des Wetters etwas kürzen", sagte Kretz, "aber die Fahrt haben die Teilnehmer gut bewältigt, der Elektromotor half immer dann, wenn es hoch her ging." So auch auf den gut 200 Meter hohen Paffelsberg bei Oberkassel.

Bonns Umweltdezernent Rüdiger Wagner wartete zur Begrüßung der Elektroradler auf der Bühne der Deutschen Post, wo den ganzen Tag über Aktionen und Gewinnspiele unter der Leitung eines Moderatorenteams von Radio Bonn/Rhein-Sieg stattfanden. "Sie sind für mich Helden, dass sie sich von dem Wetter nicht haben abschrecken lassen", sagte er. Der Charme des Elektrofahrrads sei es, dass man auch bei Steigungen nicht verschwitzt am Zielort ankommen müsse, zum Beispiel morgens im Büro.

Wagner betonte die Vorbildfunktion der Deutschen Post und DHL für Bonn und im Nahverkehr: "Ich hoffe, dass sich auch andere Flottenbetreiber für einen klimaneutralen Zustellservice entscheiden", sagte er mit Blick auf die ausgestellte Fahrzeugflotte der Deutschen Post, darunter der StreetScooter als wichtiger Teil der "Go-Green-Strategie". Mehr private Nutzer seien wünschenswert: In Bonn seien Ende August erst 44 Elektroautos zugelassen gewesen, die ihr Auto immerhin an 23 Säulen im Rhein-Sieg-Kreis aufladen können. "Aber die Infrastruktur muss noch weiter ausgebaut werden", räumte Wagner ein.

Die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch nutzte den Samstag mit gut 100 weiteren Organisationen der Klima-Allianz zum bundesweiten Klima-Aktionstag. Sie rief zu einer Unterschriftenaktion auf der Kennedybrücke gegen die Erweiterung des Braunkohletagebaus auf und veranstaltete eine Foto-Aktion unter dem Motto "Brücke der Zukunft."

Kurz gefragt

Über das "Go Green-Programm" und das Vorzeige-Elektroauto "StreetScooter" sprach Susanna Biskup mit Katharina Tomoff, der Leiterin des weltweiten Umweltschutzprogramms bei der Deutschen Post DHL.

Welche Bedeutung hat das Go-Green-Programm mit dem Einsatz von Elektrofahrzeugen für Bonn?
Tomoff: Bonn ist weltweit der erste Standort mit einem CO2-freien Fahrzeugkonzept. Das heißt, die Deutsche Post DHL stellt die Zustellung in Bonn und im Umland nach und nach komplett auf Elek-trofahrzeuge um. Zuerst sollen bis Ende des Jahres rund 80 Elektrofahrzeuge für die Brief- und Paketzustellung im Einsatz sein. Bis 2016 soll die Zahl auf 141 Elektrofahrzeuge erhöht werden, die dann pro Jahr über 521 Tonnen CO2 einsparen werden.

Verglichen mit mehreren Zehntausend Fahrzeugen, die bundesweit Briefe und Pakete zustellen, ist das noch wenig.
Tomoff: Ich glaube nicht, dass jemand eine größere Fahrzeugflotte mit umweltfreundlichen Antrieben hat als wir. Seit Jahren arbeiten wir an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen mit fast allen Automobilherstellern zusammen. Aber die Automobilhersteller haben erst sehr spät ihren Fokus auf Elektrofahrzeuge gesetzt. Und wir bekommen immer nur wenige Testexemplare pro Hersteller. Das macht einen Vergleich mit herkömmlichen Autos schwierig.

Wie sehen Sie die Zukunft der Elektromobilität?
Tomoff: Für uns als globalen Dienstleister, der sich zum Klimaschutz verpflichtet, hat die Elek-tromobilität Zukunft. Wir haben viel in diesen Bereich investiert. Vor allem für die innerstädtische Zustellung und Reichweiten bis zu 100 Kilometern sind Elektrofahrzeuge eine gute Alternative. Beispielsweise der StreetScooter, den die Deutsche Post DHL und die StreetScooter GmbH mit Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule entwickelt hat. 20 dieser Elektrofahrzeuge sind im Einsatz, die speziell für die Anforderungen im Postalltag entwickelt wurden. Aber für einen LKW, der tausend Kilometer fahren muss oder für den Transport mit Flugzeugen ist das keine Lösung. Für den gesamten CO2-Fußabdruck brauchen wir mehr Lösungen als die Elektromobilität.

Fahren Sie selbst ein Elektrofahrzeug?
Tomoff (lacht): Nein. Da bin ich nicht die richtige Zielgruppe. Aber ich nutze ausgiebig mein Fahrrad!

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