Hoher Pflegeaufwand Bonner Tierheim bittet um Unterstützung

BONN · Die Mitarbeiter des Bonner Tierschutzvereins kümmern sich liebevoll um jeden tierischen Neuzugang. Der schwarz-weiße Stubentiger, der soeben an der Pforte des Albert Schweitzer Tierheims abgegeben wurde und sich im Schoß von Nini Cziudaj räkelt, ist da keine Ausnahme.

 Katzen im Bonner Tierheim: Findus ist ungeachtet seines skeptischen Blicks ein ganz lieber, weiß die ehrenamtliche Helferin Sabine Reuter.

Katzen im Bonner Tierheim: Findus ist ungeachtet seines skeptischen Blicks ein ganz lieber, weiß die ehrenamtliche Helferin Sabine Reuter.

Foto: Roland Kohls

Doch leider wird es immer schwieriger, die nötigen Mittel für eine angemessene Versorgung der Tiere bereitzustellen. Besonders die Situation der Katzen bereitet den Verantwortlichen Sorgen. Immer häufiger werden sie in einem gesundheitlich bedenklichen Zustand abgegeben.

"Katzen leiden still", erklärt Sabine Reuter, die als Ehrenamtliche den Katzenbereich des Bonner Tierheims verantwortet. Möglicherweise würden Verletzungen und Krankheiten von den Besitzern deshalb erst spät oder gar nicht wahrgenommen. Richtig überzeugt ist sie von dieser These allerdings nicht.

Zu schlecht sei der Zustand vieler Tiere, ihr Leiden selbst für Laien offensichtlich. "Die jährlichen Arztkosten darf man nicht unterschätzen, insbesondere Medikamente sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden", so Reuter. Viele Privatpersonen könnten dies nicht aufbringen und schöben die Verantwortung dann auf die Tierheime ab. Doch gelöst werde das Problem so natürlich nicht.

Allein 2012 seien über das Jahr verteilt rund 660 Katzen betreut worden - ein Zuwachs von über 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Folglich explodierten auch die Kosten für die ärztliche Versorgung der Tiere. Während die Ausgaben für Arztbesuche, Medikamente und Therapien im Jahr 2009 noch mit rund 86.000 Euro zu Buche schlugen, seien es 2011 schon 111.000 Euro gewesen.

Ein Plus von etwa 30 Prozent, Tendenz steigend. Verantwortlich dafür sei neben der steigenden Zahl an Tieren vor allem deren oftmals schlechter Zustand, so Reuter. Fatal sei, dass zu den steigenden Kosten auch ein kontinuierlicher Rückgang der Spendengelder komme. Die Lage sei so kritisch, dass man sich im Vorstand überlege, die Zahl der ärztlichen Untersuchungen drastisch zu reduzieren. "Wir können nicht an Futter und Wasser sparen, auch beim Personal sind die Belastungsgrenzen erreicht", beschreibt Reuter das Problem.

Sie weiß aus Erfahrung, dass ab Mai die Zahl der im Tierheim zu versorgenden Tiere noch mal dramatisch zunehmen wird. Dann beginnt die Paarungszeit und damit die Zeit der Katzenbabys und Hundewelpen.Während derzeit rund 50 Katzen, etwa 50 Hunde und über 170 Kleintiere zu versorgen sind, wird die Zahl bis September auf bis zu 160 Katzen und 80 Hunde ansteigen. Spätestens dann müsse ein rigoroser Aufnahmestopp verhängt werden.

Alle Neuzugänge müssten gründlich untersucht werden, schon um die Gefahr von Ansteckungen zu mindern. Wenn dann, wie etwa bei Popeye oder Findus, noch gravierende gesundheitliche Probleme hinzukommen, steigen die Kosten schnell an. Als der schwarze Kater Popeye abgegeben wurde, diagnostizierte man schnell einen alten, nicht verheilten Bruch, einen Bandenscheibenvorfall und ein schwach ausgeprägten Knorpel.

Der zehnjährige Findus hingegen kam völlig abgemagert ins Heim, leidet an einer Nierenerkrankung und benötigt weitere ärztliche Betreuung. "Das sind alles typische Katzenkrankheiten, die schlichtweg nicht behandelt wurden", so Reuter. Viele Katzen litten unter Stress, der wiederum ihr Immunsystem schwäche.

Bei ihnen müsse wieder Vertrauen hergestellt werden, um sie vermitteln zu können. Ehrenamtliche Helfer betätigen sich dazu als "Katzenstreichler". "Das ist eine langfristige Aufgabe, oft muss man den Tieren tagelang gut zureden", erklärt Reuter. Sie würde sich freuen, wenn jemand gerade den älteren oder kranken Tieren ein Zuhause für ihren Lebensabend geben könnte. Oftmals käme dies auch den Menschen zu Gute: "Sie können mit ihrem Wesen das Herz berühren", so Reuter.

Wer helfen will, findet auf der Seite www.tierheimbonn.de weitere Informationen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort