Dienstleistungszentrum der Stadt Bonn Bis zu sieben Wochen Wartezeit

BONN · Sie brauchen einen neuen Reisepass? Stellen Sie sich hinten an! Wer online bei der Bonner Stadtverwaltung einen Termin vereinbaren will, bekommt erst ab 28. September einen. Besser sieht es aus, wenn Sie nur einen Wagen ummelden müssen.

Dann gibt es schon Termine ab 26. August. Wenn Sie Ihren alten Führerschein umtauschen wollen, müssen Sie wieder bis Ende September warten. Arno Hospes hatte es ganz schlecht getroffen. "Ich brauche einen neuen Personalausweis, und auf dem Bonner Onlineportal nannte man mir als nächstmöglichen Termin den 5. Oktober", sagte der frühere CDU-Ratsherr.

Aber es gibt offensichtlich Mittel und Wege, wie man einen der begehrten Termine im neuen Dienstleistungszentrum der Stadt Bonn ergattert. "Ich habe mich um 6.45 Uhr eingeloggt und habe noch einen von neun freien Terminen bekommen - heute für 10.15 Uhr", erzählt Hospes. Und tatsächlich: Um 10.22 Uhr wird seine Nummer aufgerufen.

Der Wartebereich ist nach wie vor überfüllt. Die Schlange vor dem Schalter für die Terminvergabe lang. Saskia Berg (30) wartet mit ihrem Mann und dem fünf Monate alten Baby auf ihren Termin. Auch sie sollten um 10.15 Uhr dran sein.

"Wir brauchen einen Kinderreisepass und haben tagelang versucht, telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Aber da kommt man nicht durch", berichtet die junge Frau. Immerhin: Früh morgens habe man angestanden und dann einen Termin bekommen. "Da kann man wenigstens zwischendurch weggehen. Das ist schon besser als mit den Wartenummern früher", meint sie.

Lange Wartezeiten, nicht nur im Stadthaus

Hinter der Familie Berg sitzt Dorothe Lehnhoff. Die 53-Jährige aus Holzlar ist Dienstleisterin und erledigt Behördengänge für ausländische Mitarbeiter Bonner Unternehmen, beziehungsweise begleitet sie. Eigentlich wollte Lehnhoff an diesem Morgen einige Dinge im Bürgeramt in Beuel erledigen.

Aber da waren die beiden Mitarbeiter so überlastet, dass sie entschied, ins Stadthaus zu fahren. "In Beuel stehen die Leute schon um 7 Uhr an, um ab 8 Uhr, wenn das Amt öffnet, einen Termin zu bekommen", erzählt sie. "Da ist die Situation ja fast noch schlimmer."

Doch auch im Stadthaus in Bonn muss sie lange warten. Sie findet, dass es früher viel besser war: "Da habe ich eigentlich nie länger als 15 Minuten gewartet, heute verbringe ich wahnsinnig viel Zeit in diesem Wartebereich." Eigentlich sollte sich über die Sommerferien alles einpendeln, und das Dienstleistungszentrum personell verstärkt werden, hatte die Stadt versprochen.

Die Nachwuchskräfte werden noch eingearbeitet

Die fünf Nachwuchskräfte haben nach ihren bestandenen Prüfungen ihren Dienst im Dienstleistungszentrum angetreten, die Einarbeitung sei aber noch nicht abgeschlossen, sagt Markus Schmitz vom Presseamt. Die Situation habe sich wegen der generellen Urlaubszeit und einiger Krankheitsfälle in den vergangenen Wochen nur zeitweise verbessert.

"Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwar aus dem Urlaub zurück, und auch der Krankenstand ist geringer geworden. Die verbesserte personelle Situation korrespondiert jedoch auch mit dem Ende der Ferienzeit, und die Bonner Bevölkerung fragt derzeit insbesondere im Bereich des Bürgeramtes verstärkt Leistungen nach", so Schmitz weiter.

Nach wie vor sei der Andrang auf die morgens freigegebenen Termine unverändert hoch, so dass diese in kurzer Zeit vergriffen seien. Insoweit erhoffe sich die Stadt eine weitere Verbesserung der Situation "in den nächsten Wochen, damit auch kurzfristig Termine für den Bereich der Kfz-Zulassung und Bürgeramtsgeschäfte online verfügbar sind."

Das Ziel ist es, kurzfristige Termine anbieten zu können

Ziel sei weiterhin, auch vor Ort und telefonisch kurzfristig Termine für die nächsten Tage anbieten zu können, betont Schmitz. Und: "Im Bereich der Führerscheinstelle konnten in den zurückliegenden zwei Wochen bereits auch kurzfristig Termine online vergeben werden."

Keine Probleme bereite dagegen der Schalter für die Abholung von Dokumenten, also von Ausweisen, Pässen und Führerscheinen und der Abmeldeschalter. "Hier ist man in der Regel nach spätestens fünf Minuten an der Reihe."

Darüber hinaus werde die Entwicklung der vergangenen Wochen intensiv beobachtet und verfolgt. "Diese Zahlen werden momentan ausgewertet, um nachzusteuern und das Verfahren weiter zu verbessern", sagt Schmitz.

"Dennoch braucht es noch etwas Zeit, bis die personelle Verstärkung sowie die aufgrund der vorgenommenen Evaluierung noch zu treffenden Maßnahmen wirken und für die betroffenen Kundinnen und Kunden sichtbar werden."

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