Bericht der NRW-Gemeindeprüfungsanstalt Bestnoten fürs Bonner Jugendamt

BONN · Mit Bestnoten hat das Bonner Jugendamt im Bericht der NRW-Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) für 2014 abgeschnitten. "Bonn weist hier einen der fünf niedrigsten Fehlbeträge im Vergleich der 23 kreisfreien Städte NRWs aus", lobt die GPA die Sparerfolge ab 2011.

Zukünftig sei zwar mit steigenden Aufwendungen zu rechnen, weil die Stadt entgegen dem NRW-Trend mit Bevölkerungszuwachs planen könne. Doch "übergreifend überzeugt das Jugendamt durch klare Strukturen und eine gute Organisation".

Bonner Jugendhilfe hat die möglichen Einsparpotenziale genutzt

Für die gute Abstimmung mit anderen Ämtern sei auch ausschlaggebend, dass die Stadtverwaltung die wichtigen Schnittstellen Jugend, Schule und Soziales auf Dezernatsebene zusammengeführt habe. Übergreifende Aufgabenstellungen könnten so besser abgestimmt werden. Was soviel heißt wie: Die Bonner Jugendhilfe hat, vernetzt mit anderen Ämtern, die möglichen Einsparpotenziale genutzt.

Amtsleiter Udo Stein freut es natürlich, dass sein "differenziertes Controlling" gelobt wird und "dass die Steuerung im Rahmen des Möglichen erfolgreich war". Stein schränkt im Gespräch mit dem General-Anzeiger allerdings auch ein: "Natürlich lassen gesellschaftliche Entwicklungen steuernde Eingriffe nur bedingt zu, und im Vordergrund steht die Hilfe für junge Menschen und ihre Familien in akuten Situationen und Krisen."

Verwaltung wirtschaftet sparsam

Was den Blick gerade auf die wichtigen erzieherischen Hilfen lenkt. Laut GPA-Prüfbericht habe Bonn auch hier, von den Kosten her betrachtet, "einen unterdurchschnittlichen Fehlbetrag" erlangt. Dass die Verwaltung Bonn auch hier sparsam wirtschaftete, bestätigt wiederum der aktuelle städtische Bericht zur "Entwicklung der Hilfen zur Erziehung" des Jugendamts, über den der städtische Finanzausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch, 9. September, beraten wird.

Eckpunkte des Prüfungsberichts:

Die Kosten: 2014 seien die Ausgaben für erzieherische Hilfen von insgesamt gut 40 Millionen Euro nur um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen, resümiert das Amt. Und das trotz einer jährlich einzurechnenden Personalkostensteigerung von drei Prozent, fügt Amtsleiter Udo Stein hinzu. "Es handelt sich also faktisch nach Bereinigung um die Personalkostensteigerungen sogar um eine Reduzierung der operativen Kosten." Höhere Personalkosten ließen die Bilanzen also leicht anwachsen, obwohl durch verkürzte Dauer einiger Hilfen gespart werden konnte.

2013 hatte der Gesamtanstieg für erzieherische Hilfen noch 8,9 Prozent betragen. Wobei der allergrößte Kostenanteil 2014 weiterhin im Bereich der insgesamt 1007 vollstationären Hilfen anfällt. Hier habe es aber kein Anwachsen der Fallzahlen gegeben, erläutert Stein. Ambulant wurden im Vergleich in steigender Tendenz 1304 Fälle versorgt, teilstationär 200. Vereinfacht gesagt, zeigt der städtische Bericht, dass das Jugendamt immer mehr nach der Devise verfährt: wo es irgendwie möglich ist, ambulant oder teilstationär vor stationär.

Gruppenangebote statt Einzelfallhilfe: Im ambulanten Bereich forciert das Amt also etwa das Clearing der Fälle, die Pflegeelternbegleitung, die Schulbegleitung von seelisch erkrankten Kindern und spezielle Nachhilfeanstrengungen. Hier seien 2014 deutlich mehr Gelder ausgegeben worden als zuvor. Im teilstationären Bereich konzentrierten sich erzieherische Hilfen deutlich auf intensive Tagesgruppenbetreuung. Einzelfallhilfen seien, wenn möglich, in Gruppenangebote umgewandelt worden. Dafür konnten im stationären Bereich kostenintensivere Erziehungsstellen in Heimen, Kinderhäusern und Internaten heruntergefahren werden. Starke Kostensteigerungen seien stationär aber weiterhin in den unerlässlichen Arbeitsfeldern wie der Vater-Mutter-Kind-Betreuung und der Versorgung von Notfällen entstanden. Die Aufwendungen seien hier im Jahr 2014 zwar um 400 000 Euro angewachsen, kommentiert der Bericht. "Im Vorjahr betrug die Steigerung aber mehr als drei Millionen Euro."

Deutlicher Ausbau von Sozialprojekten: Der städtische Bericht würdigt die sozialraumorientierte Arbeit in den Stadtteilen als festen Bestandteil der Anstrengungen des Jugendamts, die weiter verstärkt werden sollen. Letztlich geht es überall darum, Kindern zu helfen, indem man insbesondere die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz unterstützt. Beispiele sind unter anderem die Elterncafés an der Kölnstraße, in Dransdorf, Hardtberg und Tannenbusch, Angebote für psychisch kranke Mütter in der Königstraße und in Beuel, eine Gruppe für alleinerziehende Väter sowie ein Projekt gegen häusliche Gewalt in Hardtberg und eine Gruppe gegen Schulverweigerung wiederum in Dransdorf. Reine Mädchentreffs sind etwa in der Kölnstraße und in Hardtberg, spezielle Jungengruppen zum Beispiel in Tannenbusch eingerichtet.

Inobhutnahmen und Kindeswohlgefährdung: Besorgniserregend ist in dem städtischen Bericht, dass die Verwaltung immer häufiger Kinder und Jugendliche aus ihren Familien holen und schützen muss. Die Zahl der Inobhutnahmen nahm 2014 zu insgesamt 450 Fällen zu (2013: 370), und zwar speziell in der Altersstufe der unter dreijährigen Kinder (60 Fälle; 2013: 40) und der 15- bis 18-Jährigen (220 Fälle; 2013: 180). Ansonsten blieb die Zahl aus ihren Familien geholter Kinder und Jugendlichen relativ konstant, jedoch mussten einige Kinder mehrfach im Jahr in Obhut genommen werden.

Die Fälle, in denen sogar das Kindeswohl gefährdet war, nahmen dem Bericht zufolge zwar ab, lagen 2014 aber immer noch bei 28: Sieben Kinder erwiesen sich als seelisch verwahrlost, sechs als gesundheitlich gefährdet, vier als Opfer von körperlicher, drei von häuslicher Gewalt. Bei zwei Kindern lag eine Aufsichtspflichtverletzung vor, ein Kind wurde laut Bericht Opfer sexuellen Missbrauchs. Bei fünf Kindern konnte die Gefahr nicht endgültig eingeschätzt werden.

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