Rock- und Popbeauftragter der Stadt Bender: "Wie die Dame ohne Unterleib"

BONN · Der Kulturausschuss diskutiert am Donnerstag über die Rolle des Rock- und Popbeauftragten. Ein Bilanzgespräch mit Hans-Joachim Over lässt die Stadt nicht zu.

 Vor einem halben Jahr stellte Kulturdezernent Schumacher (r.), den Rock-und Popbeauftragten Hans-Joachim Over vor.

Vor einem halben Jahr stellte Kulturdezernent Schumacher (r.), den Rock-und Popbeauftragten Hans-Joachim Over vor.

Foto: Barbara Frommann

"Mehr Mut", wünschte er sich von der Stadt - aber auch von sich selbst, sagte Hans-Joachim Over kürzlich der WDR-Lokalzeit. Das war vielleicht schon zu viel. Jedenfalls lässt die Bonner Stadtverwaltung keine Gespräche mehr mit dem Rock- und Popbeauftragten der Stadt zu. Ein Gespräch mit ihm sei "im Moment nicht sinnvoll, was die Pläne und den Ausblick betrifft", so eine Sprecherin der Stadt. Begründung: Jetzt werde der Haushalt eingebracht, und "wenn er beschlossen ist und feststeht, welche Kulturprojekte laufen, lässt sich konkreter drüber sprechen".

Sehr viel mehr werden die Mitglieder des Kulturausschusses am Donnerstagabend auch nicht erfahren. Philipp Bender, kulturpolitischer Sprecher des Bürger Bundes, findet die Antworten auf seine Große Anfrage jedenfalls "wenig befriedigend". Dort heißt es: "Dem Rock- und Popbeauftragten obliegen keine verwaltungsrechtlichen Kompetenzen." Und zum Thema Budget: "Projekte aus dem Bereich der Popularmusik können im Rahmen der vom Rat zu bewilligenden Haushaltsmittel gefördert werden."

Der Rock- und Popbeauftragte kommt Bender vor "wie die Dame ohne Unterleib", so der 25-jährige wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Öffentliches Recht der Uni Bonn. "Ein Lotse ohne klar definierte Kompetenzen und ohne eigene Mittel." Die Rolle des Rock- und Popbeauftragten und die Strategie zur Umsetzung des Gesamtkonzepts "Popularmusik" sei doch noch etwas "unbestimmt".

Kritik kommt auch von Jürgen Repschläger: "Das war ein Schuss aus der Hüfte, um nach der Initiative “Bonn kann mehr„ ein aktuelles Bedürfnis zu befriedigen", sagt der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion.

Ganz so krass will es Maurice von den Driesch von der Kulturinitiative Rhizom nicht sehen: "Der Hajo konnte uns immer gut weiterhelfen. Aber eigentlich müsste einer, der so viel Herzblut in die Sache steckt, mehr Kompetenzen haben." Auch Julian Reiniger, Initiator des Green Juice Festivals, konnte schon vielfach von der Mittlerfunktion Overs profitieren.

"Das Coole am Hajo ist, dass er beide Seiten richtig gut kennt: die Veranstalter und eben die Stadtverwaltung", so der 21-Jährige. Der 51-jährige Over hat 15 Jahre lang den Bonner Sommer organisiert, zuletzt die Stadtgarten-Konzerte. "Sobald wir eine Frage haben, rufen wir ihn an."

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