Offene Lehrstellen in Bonn und Region Ausbildungsplätze hängen an der Leine

BONN · Unzählige Bewerbungen hat Louisa Pastoor schon geschrieben. Die 18-Jährige hat einen hervorragenden Schulabschluss. "Mittlere Reife mit Zusatzqualifikation", erzählt sie. Dennoch: Bislang hat sie keinen Ausbildungsplatz gefunden. Louisa Pastoor würde gerne Kauffrau für Büromanagement werden.

 Die 18-jährige Louisa Pastoor studiert die Ausbildungsangebote, die aufgereiht an einer Leine hängen.

Die 18-jährige Louisa Pastoor studiert die Ausbildungsangebote, die aufgereiht an einer Leine hängen.

Foto: Barbara Frommann

Allerdings in Teilzeit, denn die 18-Jährige ist Schwerbehindert. Aber das ist offenbar ein Handicap auf dem Ausbildungsmarkt. "Trotz meiner guten Noten habe ich bisher nur Absagen bekommen", erzählt sie.

Resignation kommt für die junge Frau gleichwohl nicht in Frage. Mit ihrer Mutter ist sie gestern zur Agentur für Arbeit nach Duisdorf gekommen. Dort "flatterten" auf einer Wäscheleine alle offenen Ausbildungsstellen in der Region - von Verkäufer bis Klavierbauer. "Wir sind erst auf der Zielgeraden. Es sind noch nicht alle Verträge abgeschlossen. Es gibt aktuell rund 1000 offene Stellen", macht Ralf Steinhauer, Leiter Berufsberatung Bonn/Rhein-Sieg, den jungen Besuchern Mut.

Philipp Schlesinger hat nur wenig Hoffnung. "Auch hier ist nichts dabei", sagt der 16-Jährige und schüttelt den Kopf. Er würde gerne Informatiker oder Anwendungsentwickler werden. "Aber es ist sehr schwer, etwas Passendes zu finden." Der 16-Jährige hat auf dem Gymnasium die Mittlere Reife gemacht. "Aber diejenigen, die eine Ausbildung anbieten, stellen enorm hohe Ansprüche", hat Philipp Schlesinger erfahren.

Dabei zählen nicht nur Zeugnisnoten, erklärt Ralf Steinhauer. "Auf Freundlichkeit, Teamfähigkeit, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit legen Chefs großen Wert. Damit kann man auch schon mal eine Fünf in Mathe ausgleichen."

An diesem Tag flatterten jedoch nicht nur die offenen Stellen auf der Wäscheleine. An Ort und Stelle warteten Berufsberater, die sofort den direkten Kontakt zum Ausbildungsbetrieb vermittelten. "Es ist schon viel gewonnen, wenn beide Seiten ins Gespräch kommen", sagt Steinhauer. Allerdings appelliert er an die Jugendlichen, sich nicht nur auf einen einzigen Beruf zu fixieren. "Wir wollen helfen, denn Horizont zu erweitern. Denn oftmals führt auch ein Umweg über eine andere Sparte zum Traumberuf", weiß der Leiter der Berufsberatung. "Wer flexibel ist, der findet auch etwas Passendes."

Philipp Schlesinger hat auch auf der Wäscheleine nichts gefunden. "Dann werde ich jetzt erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr machen und mich in dieser Zeit auf die Suche konzentrieren", sagt der 16-Jährige. Einen Plan B hat auch Louisa Pastoor. Sie wird wahrscheinlich als Einstiegsqualifikation ein Praktikum absolvieren, um dann eventuell einen Ausbildungsplatz zu bekommen. "Ich gebe nicht auf", sagt die 18-Jährige selbstbewusst. Sie will an ihrem Traum auf jeden Fall festhalten.

Die Aktion "Drei, zwei, eine - Deine Ausbildungsstelle auf der Wäscheleine" findet am Mittwoch, 12. August, auch bei der Agentur für Arbeit in Siegburg, Schumannstraße 7, statt.

350 Ausbildungsberufe

Rund 1000 offene Ausbildungsstellen gibt es derzeit bei der Agentur für Arbeit in Bonn. In rund 350 verschiedenen Berufen bilden Arbeitgeber aktuell aus. Während bei den Mädchen Büromanagement sowie der medizinische Bereich hoch im Kurs stehen, ist bei den Jungen der Kfz-Mechatroniker nach wie vor die Nummer eins. Rund 6000 Schulabgänger pro Jahr suchen durchschnittlich in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis einen Ausbildungsplatz.

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