Nordfeld in Bonn Architekt sagt transparenten Dialog zu

BONN · Die gleichmäßig gewellte metallene Fassade schreckte viele Bürger am Dienstagabend ab. "Das ist mir zu kühl und steht im krassen Kontrast zu den Bestandsbauten an der Maximilianstraße", sagte etwa eine Frau. Die sieben Mitglieder des Städtebaurates mussten ihr Recht geben und sahen vor allem in der Fassadengestaltung noch "Luft nach oben".

Dennoch fiel ihr Urteil eindeutig aus: Alle sieben Experten empfahlen der Stadt, auf der Basis des Entwurfs "Urban Soul" weiter über die Zukunft des sogenannten Nordfelds zu verhandeln. Denn die Grundplanung für die Areale zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße und gegenüber zwischen den Bahngleisen und der Rabinstraße fanden sie durchaus überzeugend.

Die Werkstatt Baukultur Bonn, eine studentische Kulturinitiative am Kunsthistorischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die sich schon für den Erhalt der Südüberbauung und der Beethovenhalle stark gemacht hat, finden alle vier konkurrierenden Entwürfe "gängig bis gefällig", wie es Martin Bredenbeck formulierte.

Auch der Verein Pro Bahnhofsvorplatz Bonn lehnt die Pläne ab. Professor Günther Bergerhoff zitierte am Dienstagabend aus dem Masterplan Innere Stadt: Die "Identitätsträger" gelte es zu stärken. Unterstrichen werden müsste die kleinteilige Baustruktur, an der die Historie der Stadt ablesbar sei. Der Entwurf von Architekt Markus Sporer vom Architekturbüro Benthem Crouwel erfülle diese Anforderung nicht, meinte er.

Doch, meinte der Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Professor Engelbert Lütke Daldrup, dazu: Genau diese Wertschätzung gegenüber der bestehenden Bebauung an der Maximilianstraße bringe diese Grundgestaltung auf, nämlich, indem sie sich respektvoll zurückhalte und der Maximilianstraße Luft zum Atmen lasse.

Dass die Fassade ein "außerordentlich schwieriges Thema" ist, mochte Professor Tom Sieverts den Kritikern bestätigen. Warum die Hülle des klassisch anmutenden Entwurfs KK 16 bei den Bürgern auf den ersten Blick Anklang findet, erklärte er sich mit den Sehgewohnheiten für die Architektur des 19. Jahrhunderts: "Je mehr man sich dem Gebäude nähert, desto mehr Details offenbart die Fassade." Diese Idee des visuellen Reizes, den viele Gebäude aus der Gründerzeit bieten, müsse man in der Tat wieder aufgreifen - allerdings mit der Architektursprache der Moderne.

Stadtbaurat Werner Wingenfeld sagte, zu den Vertragsverhandlungen gehörten eh auch "Gespräche zur Qualifizierung von Entwurf und Konzeption". Wenn alles nach Plan läuft, könne frühestens Ende 2015 gebaut werden.

"Wir begrüßen den Vorschlag zum weiteren, intensiven Austausch mit dem Städtebau- und Gestaltungsbeirat. Sollte unser Projekt den Zuschlag erhalten, freuen wir uns darauf, die Planung in dem anschließenden Prozess weiterzuentwickeln, die Zwischenergebnisse im engen, konstruktiven Dialog mit dem Beirat abzustimmen und offen und transparent zu kommunizieren", sagte am Dienstag Architekt Markus Sporer.

Als offenes Kommunikationsmittel haben die Planer eine Plattform bei Facebook unter www.facebook.com/urbansoul.bonn ins Leben gerufen. Geschäftsführer Stefan Mühling von "die developer" sagte, genau dies sei ihm "ein wichtiges Anliegen".

Der Zeitplan

Ein Gremium, das aus Vertretern der Verwaltung und des Stadtrates besteht, wird nun dem Rat eine Empfehlung aussprechen. Wenn der Rat im November einem der Bieter den Zuschlag erteilt, werden mit diesem Vertragsverhandlungen geführt, die etwa ein halbes Jahr dauern dürften.

Parallel dazu kann der Bieter den Bauantrag stellen. Mit Bauarbeiten kann voraussichtlich frühestens Ende 2015 begonnen werden können, so Stadtbaurat Werner Wingenfeld.

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