Umzug von Zurich Arbeitsplätze in Bonn und Köln fallen weg

BONN · Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich hat sich in Deutschland viel vorgenommen. Die beiden größten Standorte Bonn und Köln sollen bis Ende 2018 in einem neuen Bürogebäude in Köln zusammengelegt und das Geschäft gleichzeitig komplett neu aufgestellt werden.

 Imposante Immobilie in bester Lage: Zurich-Verwaltung an der Poppelsdorfer Allee in Bonn.

Imposante Immobilie in bester Lage: Zurich-Verwaltung an der Poppelsdorfer Allee in Bonn.

Foto: Volker Lannert

"Das wird eine sehr tiefgreifende Veränderung, eher eine Revolution als eine Evolution", sagt Ralph Brand, Chef der noch in Bonn ansässigen Deutschen Tochtergesellschaft des Züricher Konzerns. Etwa 200 Millionen Euro benötige Zurich Deutschland für das umfangreiche Transformations- und Investitionsprogramm bis ins Jahr 2020/21. Erneuert oder reformiert werden müssten etwa die Datenverarbeitung, aber auch Arbeitsabläufe wie etwa bei Schadenbearbeitung oder Inkasso. Die Vertriebswege miteinander verknüpfen, das gesamte Geschäft digitalisieren - "Wir werden uns neu aufstellen", sagt Brand dazu.

Ziel sei es, den Kunden dort zu erreichen, wo er sich aufhält, und die Kosten deutlich zu senken. So könnten theoretisch 90 Prozent etwa der Neuanträge zu Versicherungen vollautomatisch verarbeitet werden, derzeit seien es erst zehn Prozent. Brand: "Wir werden viele Produkte völlig neu aufsetzen, standardisieren und modular aufbauen. Die Kosten sind derzeit zu hoch." Ausbauen will Zurich etwa Angebote zur Absicherung von Cyberkriminalität oder bei Telematik.

Dem Effizienzprogramm zum Opfer fallen laut Brand voraussichtlich rund 500 der derzeit 5500 Arbeitsplätze bei Zurich Deutschland. In Bonn hat Zurich rund 1500, in Köln rund 1200 Mitarbeiter. Wie viele Stellen an den einzelnen Standorten wegfallen, sei noch nicht klar, sagte Brand. Klar ist aber, dass der Abbau vor dem Umzug vollzogen sein soll. 350 Stellen sollen bis Ende nächsten Jahres wegfallen, 150 weitere dann 2017. Betriebsbedingte Kündigungen sollten möglichst vermieden werden, sagte Brand: "Wir müssen einfacher, besser, schneller, schlanker werden." Eine Grundsatzvereinbarung zum geplanten Personalabbau sei mit dem Betriebsrat bereits getroffen, der Sozialplan werde noch abschließend verhandelt.

Zurich Deutschland setze das Modernisierungsprogramm in einer Zeit auf, in der das Geschäft deutlich besser laufe als noch vor Jahren, betonte Brand: "Wir wachsen mit vier bis fünf Prozent stärker als der Markt, und alle Sparten arbeiten profitabel." So seien im ersten Halbjahr die Beitragseinnahmen verglichen mit dem Vorjahr von 3,2 Milliarden auf knapp 3,6 Milliarden Euro gestiegen. "Uns gelingt es, Marktanteile zu gewinnen."

Das sah vor einigen Jahren noch ganz anders aus. Zurich Deutschland war nach schwerwiegenden Fehlkalkulationen bei der Versicherung von Krankenhäusern, Architekten und Ingenieuren vor drei Jahren in die roten Zahlen gerutscht. Die Schweizer Muttergesellschaft musste für die Risiken mehr als eine halbe Milliarde Dollar zurückstellen. In Bonn wurde fast das gesamte Management ausgetauscht, die defizitären Geschäfte wurden aufgegeben und die Sparten neu ausgerichtet.

Auch wenn Deutschland heute nicht mehr das Sorgenkind ist, hat der Mutterkonzern zu kämpfen. Fehlkalkulationen in den USA mit hohen Schäden im Sachversicherungsgeschäft belasten nach bisherigem Stand das Ergebnis mit 300 Millionen Dollar. Das Bilanzloch in den USA kommt zusammen mit einem Schaden von 275 Millionen Dollar aus den Explosionen Mitte August im chinesischen Hafen Tianjin.

Zurich-Chef Martin Senn zog bereits die Notbremse und sagte im September die für 7,6 Milliarden Euro geplante Übernahme des britischen Konkurrenten RSA ab.

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