Prozess in Bonn Angeklagter gesteht Sexattacke auf Studentin

BONN · Im Prozess vor dem Landgericht um mehrere versuchte Vergewaltigungen hat der 33 Jahre alte Angeklagte am zweiten Verhandlungstag ein weitgehendes Geständnis abgelegt.

Er räumte am Mittwoch ein, im März 2012 eine heute 22 Jahre alte Studentin nachts in Endenich angegriffen zu haben. An den genauen Ablauf könne er sich jedoch nicht mehr erinnern, sagte der ehemalige Zeitsoldat, der kurz vor der Tat ein Studium aufgenommen hatte.

Als Grund für seine Erinnerungslücken gab er an, in jener Nacht reichliche Alkohol und auch Kokain konsumiert zu haben. Gemeinsam mit zwei Freunden habe er in der Bonner Innenstadt gefeiert. Nachdem die Freunde den Heimweg angetreten hatten, will er alleine weiter gezogen sein. Auf dem Weg zu den Freunden, bei denen er übernachten wollte, kam es dann zu der Tat.

An die Details hat der Angeklagte nach eigenen Angaben keine Erinnerung mehr. Er sei am nächsten Mittag in seinem Auto aufgewacht. Da habe er "zwei, drei Bilder" in seinem Kopf gehabt, dass er sich entblößt und eine Frau angeschrien habe. Dies habe er jedoch "mehr oder weniger als Traum abgetan".

Umso präsenter hat hingegen das Opfer den Übergriff in Erinnerung: Mit tränenerstickter Stimme berichtete die junge Frau im Zeugenstand von dem Schreckenserlebnis in jener Nacht, in der sie zu Fuß unterwegs gewesen war, weil sie ihren Nachtbus verpasst hatte.

Vor Gericht schilderte die 22-Jährige, dass sie unterwegs ein ungutes Gefühl beschlich und sie glaubte, dass ihr jemand folgt. Obwohl sie mit einer Freundin telefonierte, schneller ging und auch die Straßenseite wechselte, wurde sie nach eigenen Angaben plötzlich von hinten am Hals gepackt: "Ich dachte, der will mir mein Genick brechen."

Immer wieder habe der Angreifer gesagt: "Wenn du schreist, bringe ich dich um." Er habe sie in ein Gebüsch gezerrt und versucht, sie zu vergewaltigen. Mehrfach ließ sich die junge Frau auf den Boden fallen, da sie sich nicht anders zu helfen wusste. Als der Versuch des Mannes scheiterte, ihr die Strumpfhose herunterzureißen, habe er sie wieder auf die Straße gezogen.

Dort wurde der Fahrer eines Nachtbusses zum Retter der Studentin. Weil sie laut schrie, stoppte er sofort. In diesem Moment nahm die Frau nach eigenen Angaben ihre ganze Kraft zusammen und befreite sich aus dem Griff des Mannes.

Eine 36 Jahre alte Zeugin schilderte vor Gericht eindrucksvoll, wie das Opfer mit zerrissener Strumpfhose und zerlaufener Schminke in den Bus gestolpert kam. "Sie weinte und krallte sich an mir fest", berichtete die Zeugin, die mit dem Bus auf dem Weg zur Arbeit war. Die Auswirkungen der Tat zeigen sich bei dem Opfer bis heute: Trotz wöchentlicher Therapiesitzungen leidet die junge Frau unter Angstzuständen und traut sich nicht mehr alleine auf die Straße. Der Prozess wird fortgesetzt.

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