Internationale Stummfilmtage Alles zur Eröffnung und zum Programm im Arkadenhof

BONN · Mit Alfred Hitchcocks erstem vollendeten Spielfilm "The Pleasure Garden - Irrgarten der Leidenschaft" aus dem Jahr 1925 und Live-Musikbegleitung von Stephen Horne haben am Donnerstagabend die 29. Internationalen Stummfilmtage im Arkadenhof der Universität Bonn begonnen.

Noch bevor Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bei einem Empfang im Alten Rathaus das Sommerkino offiziell eröffnet hatte, waren im Arkadenhof die beliebtesten Plätze eines jeden Kinos - in der Mitte - besetzt.

Zu den ersten Besuchern gehörte Jutta Müller aus Linz. Lange bevor sich die Abendsonne aus dem Arkadenhof zurückzog, sicherte sie sich ihren Stuhl vor dem breiten Mittelgang. "Ich brauche Beinfreiheit", sagte sie augenzwinkernd. Zu den Klängen des Soundchecks von Pianist Stephen Horne las sie erst einmal Zeitung, um sich etwas die Zeit zu vertreiben. "Ich liebe Filme und komme schon seit Jahren hierher. Den Hitchcock-Film kenne ich noch nicht und bin gespannt", sagte Müller.

Über die Sitzplatzsicherung einiger Besucher konnte sich Karin Meisig nur amüsieren, zu sehr erinnerte es an die Handtuchmarotte, mit der Urlauber ihre Sonnenliegen reservieren. "Ich bin zum ersten Mal hier und freue mich auf spannende Bilder", sagte die Siegburgerin, die ebenfalls schon zwei Stunden vor Filmbeginn im Unihof saß. Edeltraut Franz wollte dem blauen Himmel nicht so ganz trauen und suchte sich einen Platz unter den Arkaden. "Ich bin schon Jahr und Tag dabei und es gab schon Abende, da musste man zu Hause erst einmal eine heiße Dusche nehmen", erinnert sie sich. [kein Linktext vorhanden]

Die Männer vor und hinter der Leinwand
5 Bilder

Die Männer vor und hinter der Leinwand

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"Sinn der Veranstaltung ist auch in diesem Jahr, die ganze Vielfalt des Stummfilms zu zeigen", sagte der künstlerische Leiter Stefan Drössler. Einen Schwerpunkt bilde der sowjetische Film, insbesondere 3D-Filme, die erst zum zweiten Mal außerhalb Moskaus gezeigt werden können. Insgesamt sind in diesem Jahr 25 Kurz- und Langfilme unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Österreich, den USA und eben der ehemaligen Sowjetunion zu sehen.

Sigrid Limprechts Vorfreude auf den Abend erhielt wenige Stunden vor Beginn einen kleinen Dämpfer. "Leider wurde die Wasserversorgung, die wir für das gastronomische Angebot brauchten, eingestellt", sagte die Präsidentin des Fördervereins Filmkultur Bonn. Der Grund: Die Wasserleitungen der Universität sind mit Blei belastet. Zum Glück habe man mit Hilfe von Kanistern das Problem lösen können.

Langsam aber stetig füllte sich das barocke Kino unter freiem Himmel, bis gegen halb neun schließlich kein freier Stuhl mehr zu finden war. Trotz eines gebrochenen Fußes hatte es sich auch Rita Kratzenberg nicht nehmen lassen, die Eröffnungsvorstellung zu besuchen. In Sachen Film ist sie eine Reisende und auf Festivals wie der Berlinale und dem Filmfest München kennt sie sich aus. "Die Stimmung hier in Bonn ist so harmonisch und entspannt. Es ist wohl eines der schönsten Festivals, obwohl ich eigentlich kein Open-Air-Fan bin", sagte sie.

Präsentiert werden die Stummfilmtage von Filmkultur Bonn in Kooperation mit dem Filmmuseum München, der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, der Bonner Kinemathek und dem Landesmuseum Bonn.

Das Programm

Die Stummfilmtage gehen heute, Freitag, um 21 Uhr im Arkadenhof der Universität mit dem Film "Das Salz von Swanetien" aus dem Jahr 1930 weiter. Um 22.30 Uhr wird "Rothaut. Der Todeskampf einer Rasse" (1929) gezeigt. Bis Sonntag, 18. August, laufen täglich Filme, der Eintritt ist frei.

Im Rahmenprogramm gibt es am Sonntag, 11. August, im Landesmuseum, Colmantstraße 14-16, Vorträge über Pionierleistungen des russischen Kinos. Um 15 Uhr spricht Birgit Beumers über Alexander Schirjajew und zeigt seltene Filmausschnitte. Um 17 Uhr stellt Alexander Schwarz die Entwicklung von der "roten Traumfabrik" zum Stereokino vor. Die Tageskarte kostet 6,50 Euro, ermäßigt 5.

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