Debatte im Planungsausschuss Alkoholverbot in Bonner Bussen und Bahnen?

BONN · Politik spielt mit dem Gedanken, das Trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbieten. Die Stadtverwaltung hält ein Verbot für kaum durchsetzbar.

Alkoholkonsum spielt in Bonner Bussen und Bahnen kaum eine Rolle, und ein Verbot wäre kaum durchsetzbar. Dieser Meinung ist die Bonner Stadtverwaltung, die am Mittwochabend im Planungsausschuss auf eine Große Anfrage von CDU und Grünen antwortete.Diese hatte die jüngste Forderung der Gewerkschaft der Polizei nach einem generellen Alkoholverbot in Bussen und Bahnen zum Anlass genommen nachzuhaken.

Probleme durch Alkoholkonsum seien hier "eher die Ausnahme", hieß es. "In der Fahrgastresonanz ist keine relevante Bedeutung des Themas in Bonn erkennbar." In den vergangenen Jahren sei es nach Angaben der Stadtwerke zwar vereinzelt zu Vorfällen mit alkoholisierten Fahrgästen gekommen, diese seien aber bereits vor Antritt ihrer Fahrt alkoholisiert gewesen. Aufgrund der geringen Entfernungen im Bonner Netz "dürfte der Konsum im Fahrzeug nicht ausschlaggebend sein". Außerdem könne ja ein Alkoholverbot nur Verbesserungen bewirken, "wenn es ernsthaft durchgesetzt wird", und dies erfordere hohen personellen Aufwand.

Mit der "Millionen- und Party-Stadt" Köln könne sich Bonn nicht vergleichen. Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) kontrollieren stichpunktartig das Alkoholverbot. Seit dem 1. September wird ein Verstoß dort mit einem Bußgeld von 40 Euro geahndet. Außerdem hat Köln das Verbot auf die Bahnsteige und U-Bahn-Haltestellen ausgedehnt, wo sie Hausrecht ausübt. Damit wollen die KVB die ÖPNV-Qualität verbessern.

Das Alkoholverbot in Köln ist ein eindeutiger Wunsch der Fahrgäste: In einer Befragung des Institutes TNS Infratest in 2012 gaben 81,5 Prozent der Befragten an, ein Verbot von Alkohol im ÖPNV zu befürworten. Ähnlich hoch sei die Zustimmung bei Erhebungen in anderen Städten, so die Verwaltung, dennoch sieht sie "aufgrund der entspannteren Problemlage in Bonn" keinen Anlass zum Handeln.

Für Wilfried Reischl (CDU) reichten die "Totschlagargumente" der Verwaltung nicht aus. Es gehe den Antragstellern auch um einen "grundsätzlichen Bewusstseinswandel" in Bussen und Bahnen. Werner Esser (SPD) unterstützte ihn: "Die Frage ist nicht, ob man ein Alkoholverbot kontrollieren, sondern wie man es durchsetzen kann." Planungsausschussvorsitzender Rolf Beu ärgerte sich über die Antworten der Verwaltung: "Bei dieser Logik könnte man auch Parkverbote aufheben, weil man sie nicht überall kontrollieren kann." Die Stadt soll zu einer der nächsten Sitzungen Vertreter anderer Kommunen einladen, die ein Alkoholverbot ausgesprochen haben, um von ihren Erfahrungen zu hören.

Was halten Sie von einem Alkoholverbot in Bonner Bussen und Bahnen?

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