Noroviren in Bonn Acht Krankenhäuser sind betroffen

BONN · Sie kommen wie angeflogen: die Noroviren. Plötzlich ist einem speiübel und es rumort gewaltig im Darm. Stellt der Arzt die Viren fest, muss er dies dem Gesundheitsamt melden. In diesem Winter gibt es nach Auskunft des städtischen Gesundheitsamts in Bonn außergewöhnlich viele Noro-Fälle.

 Besucher in Krankenhäusern, wie hier im Malteser-Krankenhaus, sollen sich zurzeit beim Betreten und beim Verlassen die Hände desinfizieren - um sich und andere vor Noroviren zu schützen.

Besucher in Krankenhäusern, wie hier im Malteser-Krankenhaus, sollen sich zurzeit beim Betreten und beim Verlassen die Hände desinfizieren - um sich und andere vor Noroviren zu schützen.

Foto: Horst Müller

"Zurzeit werden in acht Krankenhäusern in Bonn jeweils mehrere Noroviren-Patienten behandelt. Es werden auch laufend noch Patienten wegen schwer verlaufender Noroviren-Erkrankungen dorthin überwiesen", sagte Günter Jansen, Abteilungsleiter Infektionsschutz und Umwelthygiene beim Gesundheitsamt. Andere Krankenhäuser in Bonn seien vorher von einem Noroviren-Ausbruch betroffen gewesen, aber zurzeit frei von Fällen. "Das heißt aber nicht, dass dort ein Noro-Ausbruch in dieser Saison nicht noch einmal auftritt", warnte Jansen. Wie in jedem Winter sind dem Mediziner zufolge auch mehrere Seniorenheime und viele Kindergärten in Bonn betroffen.

Im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Ahrweiler ist nach Auskunft der Pressestellen der Kreisverwaltungen dagegen zurzeit kein erhöhtes Aufkommen an Noroviren-Erkrankungen zu beobachten. Edith Fischnaller ist Ärztin und Medizin-Hygienikerin am Marienhospital in Poppelsdorf. Ihr Haus ist eines der Krankenhäuser, das im Moment nur vereinzelt Patienten mit Noroviren aufnimmt. "Das kann sich schnell wieder ändern. Davor ist kein Krankenhaus gefeit", machte sie deutlich. Das Problem seien weniger die Patienten mit der Viruserkrankung, sondern vielmehr Besucher, die die Noroviren unbemerkt einschleppten. "Wenn wir einen Patienten mit den Symptomen wie Durchfall und Erbrechen aufnehmen, wird er automatisch auf Noroviren getestet.

Bestätigt sich der Verdacht, wird der Patient entsprechend isoliert, und es gelten ganz besondere Hygienebedingungen", erklärte Fischnaller. Die Pflegekräfte müssten in solchen Fällen Mundschutz, Handschuhe und besondere Kleidung tragen, erklärte sie. Das gelte auch für Besucher des Patienten. Fischnaller rät außerdem allen Patienten, die unter Noroviren leiden, aber nicht stationär behandelt werden müssen: "Sie sollten auf jeden Fall zu Hause bleiben und bis zur Genesung möglichst keinen Fuß vor die Türe setzen, um andere nicht anzustecken." Eindringlich appelliert sie zudem an alle: "Bitte die Hände beim Hineingehen und Verlassen eines Krankenhauses desinfizieren." Entsprechende Spender seien inzwischen in allen Häusern Standard.

Auch im Malteser-Krankenhaus auf der Hardthöhe hält sich zurzeit die Zahl von Patienten mit einer Noroviren-Erkrankung in Grenzen, sagte Pressesprecherin Eva Keller. Für einzelne Fälle stünden Isolierzimmer bereit. Einmal in dieser Saison seien jedoch so viele Noro-Patienten gleichzeitig aufgenommen worden, "dass wir eine Kohorten-Isolation einrichten mussten", sagte Keller. Heißt: Dann wird eine ganze Station zur Isolierstation umfunktioniert. Keller zufolge ebbt die Noro-Welle langsam wieder ab. "Stattdessen haben wir es jetzt mit steigenden Influenza-Zahlen zu tun."

Die Leiterin einer Bonner Kindertagesstätte, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, macht dagegen eine ganz andere Erfahrung. "Wir haben in einer Gruppe nur noch knapp die Hälfte der Kinder, weil die anderen alle krank sind", sagte sie. Anhand der Symptome, die die Kinder in der Einrichtung gezeigt hätten, ist sie überzeugt, dass es sich um Noroviren handeln muss. "Wir haben jedenfalls einen entsprechenden Aushang für die Eltern gemacht", sagte sie.

Die Erkrankung und wie man sich schützt

Die Inkubationszeit bei Noroviren beträgt wenige Stunden bis drei Tage. Die Beschwerden sind in der Regel schwallartiges Erbrechen, Durchfall und ein starkes Krankheitsgefühl. Noroviren werden über Tröpfchen übertragen oder durch das Anfassen von Gegenständen oder Flächen wie Türgriffe, Geländer oder Wasserhahn. In der Folge können die Viren auf Lebensmittel übertragen werden. Schon die Aufnahme weniger Erreger kann zur Infektion führen.

Ein hohes Risikio birgt die Erkrankung an Noroviren insbesondere für kleine Kinder sowie für alte und immungeschwächte Menschen. Die Medizinerin Edith Fischnaller vom Bonner Marienhospital rät deshalb unter anderem unbedingt zur sorgfältigen Hygiene durch regelmäßiges Händewaschen. Patienten, die an Noroviren erkrankt sind, sollten drei Tage lang nach Abklingen der Symptome möglichst wenig Kontakt mit anderen Personen haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Kunstgeschenk für Bonn
Stiftung für das Kunstmuseum Bonn Kunstgeschenk für Bonn
Aus dem Ressort