Hotels in Bonn Ab Mittwoch ist die Bettensteuer fällig

BONN · Hoteliers in Bonn beklagen mit der nun eingeführten Bettensteuer einen immensen bürokratischen Mehraufwand. Manch einer fürchtet gar um seine Existenz.

Alfons Aigner ist sauer. "Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir Bonn als attraktives Reiseziel vermarkten können, und dann werden uns solche Steine in den Weg gelegt." Seit 1953 existiert sein privat geführtes Hotel in der Bonner Altstadt. Mit verschiedenen Arrangements für Aktivurlauber, Kunst- und Kulturinteressierte oder Familien versucht Aigner Reisende an den Rhein zu locken. In Zukunft werden seine Gäste beim Auschecken jedoch tiefer in die Tasche greifen müssen. Schließlich muss Alfons Aigner ab 1. Juli die Bettensteuer auf den Zimmerpreis aufschlagen. Wer nicht auf Dienstreise in Bonn ist, dem wird in Zukunft eine höhere Rechnung präsentiert.

Bettensteuer bedeutet immensen Mehraufwand

"Die Bettensteuer bedeutet für uns einen immensen Mehraufwand", beklagt der Hotelier. Denn bisher wisse man noch gar nicht, wie man den Nachweis darüber führen soll, dass ein Gast privat und nicht beruflich unterwegs war. Zudem hätten viele bereits Anfang des Jahres ein Zimmer für eine Stippvisite im Herbst reserviert, aber die damaligen Preise gelten wegen der Bettensteuer nicht mehr. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass gerade Kurzurlauber viel Geld in der Stadt ließen und unverzichtbar für Handel und Gewerbe seien. "Wenn ich sehe, mit wie vielen Tüten manche aus der City zurückkommen, dann weiß ich, dass nicht nur die Gastronomie von den Reisenden profitiert", so Aigner. Kleinere Hotels, die nicht mit den Dumpingpreisen großer Buchungsportale mithalten können, hätten es in Zukunft schwerer, ihre Zimmer am Wochenende zu vermieten.

"Bettensteuer trifft die Falschen"

"Das trifft genau die Falschen", ärgert sich auch Marlene Jacobs aus Kessenich. "Ein Geschäftsmann setzt die Übernachtungskosten eh von der Steuer ab. Aber die Großmutter, die für ein paar Tage kommt, um die Enkel zu besuchen, muss den Aufschlag zahlen", kommentiert die Chefin die Entscheidung. Konkrete Informationen über das Verfahren habe sie zudem noch nicht bekommen. "Ich hoffe nicht, dass es kompliziert sein wird. Die verschiedenen Mehrwertsteuersätze sind schon verwirrend genug", so die Geschäftsfrau.

Eine kleine Pension am Stadtrand zu führen bedeute schon jetzt viel Arbeit. In Zukunft wird Petra Bierikoven vom Hotel Kottenforst in Röttgen aber noch später Feierabend machen können. "Weder zeitlich noch arbeitstechnisch kann ich als Einzelunternehmerin diesen Aufwand stemmen", meint sie zur Bettensteuer. "Und der Stadt wird es kaum etwas einbringen." Seit 21 Jahren leitet sie das Haus, nun bereits in vierter Generation. Sie befürchtet, dass sie viele Gäste verlieren wird. "Mein Hotel befindet sich am Stadtrand von Bonn. Wer mit dem Auto fünf Minuten weiter fährt, der umgeht die Steuer", so Petra Bierikoven. "Die Defizite der Stadt sollen zu unseren Lasten gehen, obwohl unsere Kapazitäten mehr als erschöpft sind. Aufgrund dieser Umstände ziehe ich es ernsthaft in Erwägung, mein Hotel zeitnah in der jetzigen Form aufzugeben, obwohl ich immer mit Herzblut dabei war. Dann würde nicht nur ich, sondern ebenso zwei Festangestellte und drei Aushilfen ihre Arbeit verlieren."

Administrativer Aufwand wurde in den letzten Jahren immer größer

"Ich erledige fast nur noch Verwaltungsarbeit. Für den Gast habe ich kaum noch Zeit", beklagt Lutz Schorn vom Hotel "Zum wilden Schwein" in Duisdorf. Anträge stellen, Kosten kalkulieren, Brandschutzauflagen überprüfen - der administrative Aufwand sei in den letzten Jahren immer größer geworden. "Ich habe den Glauben an die Politik verloren. Man hat den Eindruck, dass kleine Betriebe systematisch kaputt gemacht werden."

Wie er den Nachweis darüber bringen muss, ob er Privatgäste oder Dienstreisende in seinem Haus beherbergt hat, ist ihm ebenfalls nicht bekannt. "Wie wird das kontrolliert? Jeder Einzelfall oder nur stichprobenartig?" So langsam sei auch seine Existenz gefährdet. "Uns wird das Leben immer schwerer gemacht", resümiert Lutz Schorn.

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