Viereinhalb Jahren Haft 38-Jähriger schockte Senioren bei nächtlichen Einbrüchen

BONN · Nach Einbrüchen fühlen sich die Bewohner in ihren eigenen vier Wänden oft nicht mehr sicher - obwohl die Taten meist in ihrer Abwesenheit geschehen. Umso schwerer wiegen die Einbrüche, für die sich ein 38-Jähriger jetzt vor dem Landgericht verantworten musste: In dem Wissen, dass die Bewohner zu Hause waren, war er drei Mal in Bonner Wohnungen eingestiegen und hatte die Opfer zum Teil im Schlaf überrascht.

Für die Begehung von fünf Wohnungseinbruchsdiebstählen im Herbst 2014 wurde der kokainabhängige Mann zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Richter der dritten großen Strafkammer gingen damit noch über die vom Staatsanwalt geforderte Strafe von knapp vier Jahren hinaus. Zudem wurde die Unterbringung des Angeklagten in einer Drogenentziehungsanstalt angeordnet.

"Es ist der Alptraum, wenn man in seiner Wohnung mit dem Einbrecher zusammentrifft", sagte Richter Klaus Reinhoff. Eine 91 Jahre alte Frau hatte morgens Geräusche gehört und zunächst an eine Maus gedacht. Als sie die Augen aufschlug, stand der Einbrecher direkt neben ihrem Bett. Die mutige Frau schrie ihn nur an: "Mach, dass du wegkommst."

Die 91-Jährige leidet seit dem Einbruch ebenso an Schlafstörungen wie eine 75 Jahre alte Frau. Die gehbehinderte Zeugin wollte nachts auf die Toilette gehen, als plötzlich ein fremder Mann in ihrer Wohnung an ihr vorbeilief. Alle Räume waren hell erleuchtet und von dem Täter bereits durchsucht worden.

Besonders dramatisch verlief die Begegnung des Angeklagten mit einem 85 Jahre alten Rentner. Der Zeuge hatte morgens sein Schlafzimmerfenster geöffnet, um zu lüften. Während er frühstückte, drang der Einbrecher ein. Im Flur kam es zu einer Konfrontation der beiden Männer.

Noch heute ist sich der Rentner sicher, dass der Eindringling eine Pistole in der Hand hielt und ihn damit bedrohte, bevor er flüchtete. Das Gericht kam am Ende aber zu dem Schluss, dass nicht sicher festzustellen war, was genau der Einbrecher in der Hand hielt. Der 38-Jährige hatte stets bestritten, eine Pistole benutzt zu haben.

Festgenommen wurde der Mann, als er die Beute bei einem Schmuckkontor versetzen wollte. Der Angeklagte, der mehrere Jahre im Gefängnis gesessen hat, muss zum Entzug nun erstmals in eine geschlossene Anstalt. Er hatte die Drogensucht bereits erfolgreich hinter sich gelassen, war dann aber wieder rückfällig geworden.

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